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Olympia 2024
Paris 2024: „Para Bogen“ unter den Top Ten-Suchbegriffen bei Google
12.12.2024
Es ist schon interessant, wie der Schieß- und Bogensport bei den Olympischen und Paralympischen Spielen in Paris 2024 Interesse hervorgerufen hat: Nach den beiden „Social Media-Superstars“ im
Pistolensport, dem Türken Yusuf Dikec und der Koreanerin Kim Yeji, überraschte nun das Ergebnis des Google-Jahresrückblicks.
Foto: World Archery / Das Para-Bogenschießen in Paris 2024, hier der US-Amerikaner Matt Stutzman, interessierte sehr viele Menschen in Deutschland.
Denn in der Kategorie „Welcher Suchbegriff wurde 2024 in Deutschland am häufigsten gegoogelt“ kam das „Bogenschießen bei den Paralympics“ auf Rang acht. Angeführt wird dieses Ranking von den
Begriffen „Fußball-EM“, „Handball-EM“ und „US-Wahl“ - dass die Para-Bogenschützen so gefragt waren, muss aber dennoch überraschen. So auch Flora Kliem, die einzige deutsche Para-Bogenschützin
in Paris 2024, die sich via Instagram sehr über dieses Ergebnis freute und hoffte, dass auch ihre Teilnahme dazu beitrug (wurde ihr auch in zahlreichen Kommentaren bestätigt).
Übrigens: Die koreanische Pistolenschützin Kim Yeji wurde nun von der BBC in England in die „BBC´s 100 Women of 2024“ gewählt. In der Begründung heißt es: „Kim wurde aufgrund ihres Charismas
und ihrer sportlichen Leistungen“ gewählt. Die Silbermedaillengewinnerin von Paris (Luftpistole) wurde wegen ihres coolen Auftretens und der komplett schwarzen Kleidung im Netz gefeiert.
Paris 2024: Start zum öffentlichen Voting für Team D Awards
13.11.2024
Vom 13. bis 19. November können Fans und Athleten online für ihre Favoriten abstimmen. Mit Flora Kliem (ASC Göttigen) steht auch eine Para-Bogenschützin zur Wahl.
Foto: World Archery / Flora Kliem steht zur Wahl für die "Team D Awards".
Nach der Premiere 2022 verleihen der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und der Deutsche Behindertensportverband (DBS) in diesem Jahr erneut die Team D Awards. Mit den Awards werden
Athleten ausgezeichnet, die die Menschen mit einzigartigen Momenten und persönlichen Geschichten bei den Olympischen und Paralympischen Spielen Paris 2024 insbesondere abseits der
Medaillenränge bewegt, emotional berührt oder beeindruckt haben.
Ab sofort können Fans und Mitglieder von Team D und Team D Paralympics noch bis zum 19. November in einer öffentlichen Wahl auf den Websites der Teams (Team D & Team D Para) abstimmen. Die Auszeichnung der Preisträger erfolgt am 14. Dezember im Rahmen der Vorabend-Veranstaltung zum „Sportler des Jahres“ in Baden-Baden.
Nachdem die Team D Awards 2022 noch als kombinierte Wahl für Tokio 2021 und Peking 2022 angelegt waren, liegt der Fokus nun allein auf den Highlight-Momenten aus Paris 2024 und dem
übergreifenden Motto der Kampagne „Jetzt. Für immer“. Die zur Wahl stehenden Athleten zeichnen sich dabei durch mehr aus als reine sportliche Erfolge: Sie haben Momente geschaffen, die für
immer bleiben, die Werte von Team D auf vorbildliche Weise vertreten und die Menschen mit ihrer Haltung inspiriert. So, wie Flora Kliem. In der Begründung zur Nominierung heißt es: "Nur drei
Monate nach ihrer Beinamputation qualifiziert sich Flora Kliem überraschend für die Spiele und feiert in Paris ihre Paralympics-Premiere. Nach guten Leistungen verpasst sie den Einzug ins
Viertelfinale hauchdünn. Positiv bleibt sie trotzdem."
Vergeben werden die Awards in diesem Jahr in den Kategorien „Olympische Spiele Paris 2024“, „Paralympische Spiele Paris 2024“ sowie „Rookie of the Games Paris 2024“ (olympisch/paralympisch).
In allen Kategorien stehen jeweils drei Athleten aus den Teams zur Wahl. Den Kreis der nominierten Kandidaten haben der DOSB und der DBS auf Basis der genannten Kriterien vorab gemeinsam
ausgewählt. Die Konzeption und Umsetzung der Wahl zu den Team D Awards liegen wie bereits 2022 in den Händen der Deutschen Sport Marketing (DSM).
Folgende Sportler von Team Deutschland / Team Deutschland Paralympics stehen zur Wahl
Flora Kliem wollte bei den Paralympics in Paris über den neunten Platz hinauskommen. Bei internationalen Wettbewerben in der Vergangenheit habe sie den sehr oft belegt. Vor Tausenden Zuschauern
in der französischen Hauptstadt belegte sie aber wieder Rang neun. „Ich bin nicht zu 100 Prozent zufrieden mit meiner Performance, weil ich es besser kann. Aber ich war so krass aufgeregt, und es
war verrückt vor Tausenden von Menschen zu schießen, es war ein schönes Erlebnis. Der letzte Pfeil hätte nicht sein müssen, aber es ist so passiert.“
Foto: World Archery / Schoss sich bei ihren ersten Paralympischen Spielen auf Platz neun: Flora Kliem.
Wenige Minuten nach dem letzten Schuss kann Para Bogensport-Athletin Flora Kliem bereits wieder lachen. Bei den Paralympics ist die 26-Jährige zuvor mit ihrem Recurve-Bogen im Achtelfinale
hauchzart ausgeschieden. Gegen die Slowenin Živa Lavrinc, die zu ihren engeren Freundinnen auf der Schießanlage zählt, musste sich die Deutsche im Achtelfinale mit 4:6 (27:20, 22:23, 24:25,
25:24, 18:19) geschlagen geben.
Flora Kliem fand schnell den Grund für den Fehlschuss
Besonders bitter: Flora Kliem hatte die große Chance im letzten Schuss, die Partie für sich zu entscheiden. Dafür hätte sie sieben Ringe erzielen müssen, bei sechs Ringen wären beide in das
sogenannte „Shootout“ gegangen – am Ende wurde es aus DBS-Sicht leider nur eine Fünf. „Der Sieg lag voll in meiner Hand. Eine Sieben zu schießen, ist definitiv nicht schwer“, sagte Flora
Kliem im Anschluss und fand schnell den Grund für den Fehlschuss. „Die Nerven sind mit mir durchgegangen. Ich hatte ein Zucken beim letzten Pfeil und Angst, dass ich es dann nicht mehr so gut
hinbekommen habe.“
Sie empfinde derzeit gemischte Gefühle. Stolz, mit dem Recurve-Bogen neuntbeste Para-Bogensportlerin der Welt zu sein, und Enttäuschung, weil der Einzug ins Viertelfinale zum Greifen nah war.
Ihre Konkurrentin Živa Lavrinc bemerkte nach der Begegnung: „Gegen Flora zu schießen, war wirklich schlimm. Sie ist eine gute Freundin von mir. Dazu der ganze Nervenkitzel. Beim letzten
Schuss hatte ich auf ein Shootout gehofft. Dass es am Ende so für mich endet, hätte ich nicht gedacht.“
Kliem steigert sich deutlich
Zuvor hatte Flora Kliem ein Ausrufezeichen gesetzt. Nachdem die 26-Jährige eine ordentliche Leistung in der Qualifikation hingelegt hatte, traf sie in der Runde der letzten 16 auf die Peruanerin
Daniela Campos, die in der Qualifikation einen schlechten Tag erwischte, in der Weltrangliste jedoch auf Rang sechs liegt – und damit weit vor Flora Kliem (Rang 29). Gegen die Südamerikanerin
setzte sich die DBS-Athletin mit 6:2 (22:20, 24:13, 19:21, 23:17) überraschend klar durch. „Dennoch war es keine gute Leistung von mir“, gab sich Flora Kliem selbstkritisch. Die Verschnaufpause
zwischen den Duellen war kurz: Knapp eine halbe Stunde später stand sie wieder auf der Anlage der Para Bogensportler – und unterlag der Slowenin Živa Lavrinc. „Innerhalb von einer halben Stunde
hatte ich vom ersten zum zweiten Match eine dermaßen große Leistungssteigerung, was geht dann innerhalb von vier Jahren und potenziell in LA?“, stellte sie sich selbst die Frage. Um dann
versöhnlich abzuschließen: „Ich konnte immerhin die erste Runde gewinnen und zeigen, dass ich hierhin gehöre. Ich bin im Mittelfeld platziert und bin nicht nur dabei gewesen. Darauf kann ich die
nächsten Jahre aufbauen und bin stolz, dass ich Deutschland vertreten und antreten durfte.“
Foto: World Archery / Am Ende war es auch eine Sache des Kopfes.
Sechs deutsche Schützen – fünf aus dem ISSF-Bereich, eine aus dem WA-Bereich – vertreten das deutsche Team bei den paralympischen Spielen in Paris 2024 (28. August bis 8. September). Wie bereits
bei den Olympischen Spielen finden die Bogensportwettkämpfe in Paris statt und die Wettbewerbe im Kugelbereich auf der Anlage in Chateauroux.
Foto: Sporthilfe / Flora Kliem nimmt in Paris an ihren ersten Paralympischen Spielen teil.
Während Bundestrainer Rudi Krenn, Co-Trainer Jörg Dietrich und die fünf Schützen Natascha Hiltrop, Moritz Möbius, Cliff Junker, Tjark Liestmann und Tobias Meyer erst am 25. August von
Wiesbaden aus mit zwei Kleinbussen nach Frankreich aufbrechen, ging das Abenteuer für Bogenschützin Flora Kliem und ihre Trainerin Sandra Domke bereits am 21. August per Zug los: „Ich bin
super aufgeregt und vorfreudig, weil es ja meine ersten Paralympics sind. Ich weiß, dass ich alles dafür getan habe, möglichst vorbereitet zu sein. Das beruhigt“, sagt Kliem, die sowohl
die Eröffnungs- (28.8.) als auch Schlussfeier (8.9.) mitmachen möchte, aber auch sagt: „Da ich aber einen Tag nach der Eröffnungsfeier abends meine Qualifikation schieße, schaue ich auch
darauf, wie es mir geht. Lange Feiern ist danach auf jeden Fall nicht mehr!“
Nun gilt es in den Tagen von Paris, sich mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut zu machen sowie vor allem die Trainingsmöglichkeiten zu nutzen. Zumal Kliem in der Vorbereitung nicht
problemlos verlief: „Die Vorbereitung war etwas durchwachsen, da ich vor ein paar Wochen eine Treppe runtergefallen bin und etwas Probleme mit meinem Nacken habe. Das war schwierig, aber
ja leider nicht mehr zu ändern. Wir haben das Training an die Gegebenheiten angepasst und das Beste aus der Situation gemacht.“
Die deutsche „Einzelkämpferin“ im Bogensport in Paris („Ich finde es schade, dass ich die einzige bin und hoffe sehr, dass der Para Bogensport auf internationaler Ebene demnächst wieder
mit einem größeren Team zu Wettkämpfen reist. Gleichzeitig bin ich sehr stolz, dass ich die Quali geschafft habe und so Deutschland in diesem wundervollen Sport vertreten darf.“) ist aber
eine Kämpferin und steckt sich auch für ihre olympische Premiere ein hohes Ziel: „Ich würde sehr gerne unter die ersten Acht kommen. Das ist ein ambitioniertes Ziel, aber bisher war ich
(mit Ausnahme des Turniers um den Quotenplatz) immer Platz neun auf den internationalen Wettkämpfen. Das ist ein Fluch, den ich gerne mal brechen würde - möglichst in die richtige
Richtung.“ Paris 2024 wäre ein perfektes Timing dafür…
Paris 2024: Das Fazit der Bundestrainer & des Sportdirektors
05.08.2024
Die Olympischen Spiele in Paris 2024 sind aus Sicht des Deutschen Schützenbundes beendet. Es gab eine Silbermedaille durch das Bogen-Mixed Michelle Kroppen & Florian Unruh, dazu zahlreiche
Finalteilnahmen und Top Ten-Platzierungen. DSB-Sportdirektor Thomas Abel sowie die sechs verantwortlichen Bundestrainer geben ihr Fazit zu den Tagen von Chateauroux bzw. Paris.
Foto: World Archery / Bogen-Bundestrainer Oliver Haidn hatte in Paris 2024 allen Grund zum Jubeln.
Thomas Abel (Sportdirektor): „Das Abschneiden im Bogensport war so, wie wir es uns erhofft haben mit einer Medaille. Die Erfolge mit Platz vier im Einzel der Männer und Platz
sechs der Frauen waren auch ein sehr gutes Ergebnis. Klar wünscht man sich immer mehr, aber damit können wir sehr zufrieden sein. Mit dem Sportschießen in Chateauroux ist es faktisch so, dass
wir große Hoffnungen hatten und auch mit einer starken Mannschaft angereist sind. Wir müssen analysieren, warum unsere Leistungsträger es nicht hinbekommen haben. Die Voraussetzungen mit Weltranglistenpositionen oder auch WM- und EM-Erfolgen waren hervorragend, alle haben nachgewiesen, dass sie unter Druck bestehen können. Von daher
ist das Ergebnis sicherlich enttäuschend, das muss man leider so konstatieren. Wir müssen uns nun hinsetzen und dezidiert über alle Bereiche sprechen. Einerseits über den
organisatorisch-übergreifenden, andererseits über den sportfachlichen und schauen, wo haben wir etwas nicht so gemacht, wie es sein müsste. Das wird sicherlich die nächsten Wochen und Monate
in Anspruch nehmen, damit wir es in Bezug auf die nächsten Olympischen Spiele besser machen.“
Achim Veelmann (Gewehr): „Unsere Sportlerinnen und Sportler standen natürlich unter einem sehr großen Leistungsdruck, dem sie gerecht werden wollten, und am Ende fehlte das
letzte Quäntchen Glück zum Einzug in die Finalwettkämpfe. Mit den erzielten Ergebnissen und ihren Platzierungen bestätigten sie die Nominierung zu den Olympischen Spielen und dass sie zu den
besten Gewehrschützen auf der Welt gehören. Mit hoch erhobenem Haupt haben unsere Sportlerinnen und Sportler den Rückweg von Chateauroux angetreten und werden mit Stolz an der Abschlussfeier
in Paris teilnehmen.“
Claudia Verdicchio-Krause (Pistole): „Die Finalteilnahmen in der Luftpistole sind aller Ehren wert, aber um eine Medaille zu holen, brauchst du am Ende des Tages auch das
notwendige Quäntchen Glück, das blieb uns verwehrt. In der Sportpistole muss man wertfrei sagen, dass wir unser Leistungsniveau nicht abrufen konnten und unter unseren Möglichkeiten geblieben
sind. Es bedarf ohne Frage in beiden Disziplinen einer kritischen und detaillierten Analyse, aus der wir dann die notwendigen Schritte ableiten und gehen werden.“
Foto: DSB / Das schwarz-rot-goldene DSB-Team in Chateauroux - auf dem Bild sind nicht alle Athleten und Trainer - blieb leider ohne Medaille.
Uwe Möller (Trap): „Seit 2016 war in der Disziplin Trap erstmalig wieder eine deutsche Starterin im Damenbereich vertreten. Kathy Murche hat sich in den letzten beiden Jahren bei
WM und EM mit Weltklasseleistungen dieses Olympiadebüt redlich verdient. Mit Einstellung der persönlichen Jahresbestleistung von 119 Scheiben und Platz elf im olympischen Turnier hat sie gezeigt,
welches Leistungsvermögen in ihr steckt und dass sie das Potenzial hat, sich kontinuierlich an die Weltspitze heranzuarbeiten und sich dort schrittweise zu etablieren. Kathys Ergebnis und ihr
Wachstum gehen konform mit der Jahresplanung und der Vorbereitung auf die großen Sportereignisse im Wettkampfjahr. Besonders der zweite Wettkampftag mit 49 Treffern war beeindruckend und machte
deutlich, dass sie unter hoher Anspannung Höchstleistungen erbringen kann. Kathy ist Hoffnungsträgerin für Leistungssteigerung, Stabilität und Spitzenergebnisse bei zukünftigen hochkarätigen
Wettkämpfen. Sie ist mental stark, bringt Kampfgeist, Lockerheit, Frohsinn und Verantwortungsgefühl im eigenen Wettkampf zum Tragen und hat auch im sozialen Kontext Motivation und
Führungsqualitäten für die gesamte Nationalmannschaft zu bieten.“
Axel Krämer (Skeet): „Wir hatten tolle Einzelleistungen und uns bis in das Shootoff vorgekämpft. Das ist unser Stand, den wir erreicht haben. Dass wir diese Leistungen bringen
müssen, war klar, es musste hoch geschossen werden. Mit einer Scheibe bist du weit weg, und das war unsere Ausgangsposition. Die Einstellung meiner Sportler war hervorragend, der Kampf vor dieser
Kulisse hat beflügelt, weil wir es gar nicht gewohnt sind, diese Welle mitzunehmen. Das ist einwandfrei gelungen. Uns fehlt noch ein Kick, ich hatte aber drei tolle Athleten hier, ich hatte die
Besten mitgehabt, das war auch wichtig für mich, dass ich nicht danebengreife. Wir brauchen diese Wettkampfhärte, Abgebrühtheit und Cleverness von den Amerikanern. Ich übergebe eine gesunde
Truppe, das war unser Ziel. Klar sind wir an einer Medaille oder am Finale vorbeigeschrammt, aber man muss auch den Ball ein bisschen flachhalten und realistisch bleiben. Skeet ist in einer guten
Spur.“
Detlef Glenz (Schnellfeuerpistole): „Des einen Freud, des anderen Leid. Bei Christian lief es gar nicht gut, er kam nicht so richtig in den Wettkampf rein. Dafür hat er mit der
Luftpistole performt, womit man gar nicht so gerechnet hat. Florian hätte das erste Halbprogramm etwas besser sein können, das zweite war toll geschossen mit vielen Innenzehnern, mit der Sieben
hat er es nochmals spannend gemacht. Die Devise lautet immer: Wir haben zwei Asse und hoffentlich sticht eins. Gestochen hat es für das Finale, ganz hat es nicht gereicht für das i-Tüpfelchen.
Aber Florian hat noch alles vor sich. Ich bin nicht unzufrieden.“
Oliver Haidn: „Es waren definitiv die besten Spiele, die eine deutsche Recurvebogen-Mannschaft bei Olympia gezeigt hat. Wir haben eine Medaille, ein Halbfinale und einen sechsten
Platz mit der Frauen-Mannschaft – das hatten wir noch nie. Und deshalb ziehe ich ein sehr positives Fazit. Wir haben seit Tokio eine stolze Serie produziert: Fünf EM-Medaillen 2022, zwei
WM-Medaillen 2023, drei EM-Medaillen 2024 plus die Silbermedaille hier, das sind elf internationale Medaillen bei den Großereignissen. Ich möchte mich bei allen Trainern und Mitarbeitern
bedanken, die dazu beigetragen haben. Da können wir sehr stolz und positiv auf diese drei Jahre und die Ergebnisse zurückblicken, die innerhalb dieses Zyklus‘ erzielt wurden. Meine Athleten
investieren trotz der teilweise schlechten Rahmenbedingungen (keine Bogenhalle und zu wenig Trainer) enorm viel.“
Die Bilanz der DSB-Athleten in Paris 2024
Bogen
Einzel Frauen: 9. Platz Michelle Kroppen, 17. Platz Charline Schwarz, 33. Platz Katharina Bauer
Einzel Männer: 4. Platz Florian Unruh
Team Frauen: 6. Platz Katharina Bauer, Michelle Kroppen, Charline Schwarz
Mixed: 2. Platz Michelle Kroppen & Florian Unruh
Paris 2024: Florian Unruh wird hervorragender Vierter
04.08.2024
Florian Unruh hat bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 den hervorragenden vierten Platz belegt. Der Silbermedaillengewinner im Mixed-Wettbewerb unterlag im Bronzematch dem Südkoreaner
Wooseok Lee mit 0:6 (27-29, 28-29, 28-29) und steigerte sich nach Platz fünf in Tokio 2021 nochmals.
Foto: World Archery / Kann mächtig stolz auf sich sein: Florian Unruh
„Ich habe aber nicht so gut geschossen, wie ich gehofft habe. Im Mixed war ich besser. Die ersten Drei waren heute besser als ich. Ich bin super zufrieden mit dem vierten Platz!“ So
kommentierte Florian Unruh die Entscheidung auf den Esplanades des Invalides.
Nach Platz drei in der Qualifikation („Im Nachhinein bin ich sehr froh, dass die Qualifikation so gut lief.“) sowie vier Siegen und einer Niederlage in der Ko-Phase griff Unruh im Bronzematch
nach einer Einzelmedaille. Ihm gegenüber stand mit dem Koreaner Wooseok Lee der Weltranglisten-Dritte, der zuvor nur gegen Landsmann Woojin Kim verloren hatte. Nur fünf Minuten nach seinem
verlorenen Halbfinale musste Unruh wieder antreten und startete mit einer Neun. Diese wurde mit einer Zehn gekontert, und weil Unruh nach einer Zehn eine Acht auf die Scheibe brachte, Lee
jedoch 19 Ringe hinzufügte, war der Satzrückstand da. Wie im gesamten Turnierverlauf steigerte sich Unruh, legte 28 Ringe vor, musste aber anerkennen, dass der Koreaner immer die bessere
Antwort hatte (29). So war es nach zwei Zehnern und einer Acht im dritten Satz ebenfalls. Nach der Zehn und insgesamt 29 Ringen sah man den Koraner jubelnd in die Arme seines Trainers
springen. Für Unruh blieb die Anerkennung von Bundestrainer Oliver Haidn, der tosende Applaus des Publikums und die Erkenntnis, absolute Weltspitze zu sein. „Die Schüsse haben sich heute
nicht so gut angefühlt, ich habe mit dem Wind nicht so gut gearbeitet. Deswegen waren so viele aus dem Gold heraus und viele Zehner nicht dabei“, meinte Unruh nach dem Bronzematch.
Bundestrainer Oliver Haidn war aufgrund der Begleitumstände etwas angefressen: „Ich muss die Organisation diesbezüglich kritisieren. Es ging in den Callroom rein, und wir konnten nichts
analysieren, geschweige denn etwas trinken, weil wir nach einer Minute wieder rausmussten. Der Koreaner konnte runterkommen und auftanken. Und es war ganz schwer, so in das Match zu starten.
Das war aus meiner Sicht nicht fair und wurmt schon.“
Im Halbfinale ging es gegen die US-Legende Brady Ellison. Dieser hatte in den Runden zuvor herausragende Leistungen gezeigt und u.a. den Koreaner Je Deok Kim im Viertelfinale ausgeschaltet. Unruh
startete solide mit 27 Ringen in die erste Passe, doch das reichte gegen den US-Boy mit seinen 29 Ringen nicht. Der DSB-Athlet steigerte sich in der Folge, nahm mit 28-28 den ersten Punkt auf
sein Konto, geriet dann aber trotz einer 29-er Passe mit 1:5 in Rückstand, weil Ellison drei Pfeile in die Zehn setzte. Doch Unruh kämpfte und belohnte sich mit einer weiteren 29er Passe, die
dieses Mal (28) nicht gekontert werden konnte. In der fünften Passe zeigte sich aber erneut, dass eine Neun auf diesem Niveau bereits kein sehr guter Schuss ist: Und so kam es, dass Unruhs 27
Ringe nicht reichten, weil Ellison erneut 29 Ringe auf die Scheibe zaubert.
Foto: World Archery / Sportsmanship at it's best: Florian Unruh und Brady Ellison
Das Viertelfinale war nichts für schwache Nerven. Gegner war Frankreichs Shooting-Star Baptiste Addis, die letzte Hoffnung des Gastgebers. Zunächst starteten beide Athleten verunsichert,
produzierten jeweils nur 25 Ringe und teilten sich auch im Anschluss nach deutlicher Leistungssteigerung (29-29) die Punkte. Eine Sieben am Ende der dritten Passe ermöglichte dem Franzosen die
Führung (26-27), sodass Unruh nun unter Druck stand. Und der 31-Jährige tat das, was er am besten kann: Abliefern! 29 Ringe im vierten Satz und 29 Ringe im fünften Satz führten zum 5:5-Ausgleich,
was ein Shootoff, also einen Entscheidungspfeil bedeutete. Unruh legte vor und schoss ein X, eine perfekte Zehn. Zwar setzte auch Addis seinen Pfeil in die Zehn, doch dieser war deutlich sichtbar
weiter entfernt vom Zentrum. Danach sagte der DSB-Schütze: „Drei Passen waren richtig gut, und das Stechen war richtig geil.“ Bundestrainer Haidn war geradezu euphorisch nach diesem Match: „Das
Viertelfinale war unfassbar gut geschossen. Es war schwierig von den Rahmenbedingungen, Addis hat sehr stark angefangen und Florian war erst einmal hintendran. Aber Florian ist ruhig geblieben
und hatte Vertrauen in seinen Schuss. Und wie er dann mit zwei Xern abgeschlossen hat, war natürlich eine wahre Freude. Das war mit das beste Einzelfinale, was ich hier gesehen habe.“
Im Achtelfinale gegen den Briten Tom Hall nahm Unruh erfolgreich „Revanche“ für die bittere Team-Niederlage im Last Qualifier, als die Briten dem deutschen Team den erhofften Team-Quotenplatz
raubten. Dazu reichte Unruh eine solide Leistung, um sicher 7:3 (27-25, 28-28, 28-25, 26-27, 28-27) zu gewinnen. Die erste Passe war schnelle entschieden, da Hall mit einer Sieben begann, die
dritte ebenso klar, weil der Brite einen Pfeil in die Sechs rutschen ließ. Zwar „schwächelte“ der Wahl-Berliner im vierten Satz mit einer Sieben, zeigte dann aber in der fünften Passe seine
gewohnte Nervenstärke und schoss sich mit einer Neun zum Sieg. Zu diesem Match meinte er: „Das erste Match gegen Tom war etwas glücklich. Ein paar Fehler, die ich gemacht habe, wurden verziehen.“
Unruh wird nun noch einige Tage in Paris verbringen, ehe es zurück nach Deutschland geht. „Dann habe ich eine Woche Urlaub und bleibe vielleicht einfach nur zu Hause“, ehe es ihn wieder auf
Ringejagd lostreibt: „Bei der Feldbogen-WM will ich gut schießen und einen Quotenplatz für die World Games holen.“
Haidn zog ein mehr als zufriedenes Fazit: „Ich bin mächtig stolz auf Florian. Er hat sein Ergebnis von Tokio nochmals deutlich verbessert. Er hat Silber im Mixed, und Platz vier im Einzel. Er
kann mit erhobenem Haupt und schwerem Gepäck, der Medaille, nach Hause gehen. Aber die, die vorne dran sind, waren Weltklasse. Korea ist eine Welt für sich, sie haben das Unglaubliche nochmals
gesteigert. Es ist uns gelungen, ansatzweise anzugreifen. Ich freue mich über diese Spiele, es waren definitiv die besten Spiele, die eine deutsche Recurvebogen-Mannschaft bei Olympia gezeigt
hat. Wir haben eine Medaille, ein Halbfinale und einen sechsten Platz mit der Frauen-Mannschaft – das hatten wir noch nie. Und deshalb ziehe ich ein sehr positives Fazit. Ich kehre recht
zufrieden nach Hause zurück.“
Paris 2024: Drei Disziplinen mit fünf DSB-Sportlern im Fokus
03.08.2024
Am vorletzten Tag der Wettbewerbe mit DSB-Beteiligung stehen gleich fünf deutsche Sportlerinnen und Sportler im Fokus: Nadine Messerschmidt und Nele Wißmer gehen in Tag zwei des
Skeet-Wettkampfes, Christian Reitz und Florian Peter absolvieren ihre Qualifikation mit der Schnellfeuerpistole und Florian Unruh startet in die entscheidende Phase der Einzelkonkurrenz.
Foto: World Archery / Florian Unruh ließ die Pfeile in Paris bisher gekonnt und zielgenau fliegen.
Tom Hall heißt die erste Hürde, die Florian Unruh im Einzel überspringen möchte. Nach den bisherigen Darbietungen des 31-Jährigen in Einzel und Mixed muss er als Favorit angesehen werden. Die
bisherigen Matches haben aber auch gezeigt, dass es zum einen sehr schnell geht und zum anderen neun gute Pfeile jeder Athlet in der Lage ist zu schießen. Unruh tritt um 10.48 Uhr an die Linie,
er war Dritter der Qualifikation, der Brite lediglich 51. Bundestrainer Oliver Haidn ist optimistisch: „Ich bin bei Florian sehr guter Dinge, er hat sich die Tage hier bislang sehr gut
präsentiert.“
Michelle Kroppen hat die Olympischen Spiele in Paris 2024 auf dem neunten Platz im Einzel beendet. Die 28-Jährige unterlag im Achtelfinale der Inderin Deepika Kumari 4:6 (24-27, 27-27, 25-26,
29-27, 27-27). Am Sonntag, 4. August, enden die Bogensport-Wettkämpfe in Paris mit dem Männer-Einzel, dann steht Florian Unruh im Achtelfinale.
Foto: World Archery / Michelle Kroppen wurde Neunte bei den Olympischen Spielen in Paris.
In Tokio hatte Kroppen vor drei Jahren den 17. Platz belegt und sich mit dem Einzug in das Achtelfinale von Paris somit bereits verbessert. Nach einer bestimmt kurzen Nacht nach dem
Silber-Coup im Mixed-Wettbewerb („Um 7.10 Uhr muss ich den Bus nehmen. Ich gucke, wie es mir morgen geht und wie ich schlafen kann!") erwischte die DSB-Athletin keinen guten Start in das
Match. Mit einer Sechs eröffnete sie („Beim ersten Schuss habe ich Wind von links gespürt und habe nach links gehalten, aber der Start war natürlich blöd.“), sodass die erste Passe damit
frühzeitig erledigt war. In der zweiten Passe stabilisierte sich Kroppen, schoss drei Neuner und holte mit dem Unentschieden das 1:3. Der Wind schien schwierig zu lesen zu sein, den
sowohl Kroppen als auch die ehemalige Weltranglisten-1. Kumari setzten ihren ersten Pfeil im dritten Satz nur in die Sieben. Während die Inderin mit 19 Ringen ausschoss, blieb die Zehn
für Kroppen weiterhin nur Wunschdenken und sie geriet mit 1:5 in Rückstand. „Ich habe 13 von 15 Pfeilen ins Gold geschossen. Das kleine letzte My-Spannung haben für die Zehn gefehlt“,
analysierte sie hinterher. Doch „Kämpferin“ Kroppen wehrte sich, schoss mit dem elften Pfeil endlich die erste Zehn und ließ eine weitere gleich folgen („Als die Zehn kam, dachte ich:
Jetzt habe ich es!“). Das 29-27 und das 3:5 waren der Lohn. Dass es nicht zum Stechen reichte, lag abermals an den fehlenden Zehnern: Drei Neuner waren gut, aber nicht gut genug, denn
Kumari erzielte die gleiche Ringzahl und das reichte ihr für den entscheidenden sechsten Punkt. Dennoch war Kroppen natürlich insgesamt zufrieden mit ihren Auftritten in der französischen
Hauptstadt: „Ich bin mit einem Lächeln vom Platz gegangen und habe versucht zu kämpfen. Ich bin sehr zufrieden mit den zwei Wochen hier, es ist ein Schritt weiter als es in Tokio war.“
Bundestrainer Oliver Haidn meinte: „Sie hat 13 „goldene“ geschossen und mit sechs „goldenen“ auch ausgeschossen. Aber das hat nicht gereicht, weil keine Zehner gefallen sind. Dazu kamen
zwei Fehler, der erste und siebte Schuss, damit waren zwei Sätze automatisch weg. Sie hat sich gut reingekämpft in das Match und hat auch gut ausgeschossen, das war respektabel. Aber
wieder nur drei Neuner, das hat halt nicht gereicht. Und wenn du unter die Top Acht willst, musst du Zehner produzieren.“ Insgesamt zollte Haidn seiner besten Athletin in Paris seinen
vollen Respekt, blickte zurück und voraus: „Sie hat sowohl in Tokio als auch Paris eine olympische Medaille gewonnen, hat hier noch besser performt als in Tokio, und ich hoffe, dass sie
noch in einen weiteren olympischen Zyklus geht. Sie hat die Chance, in der ewigen Bestenliste an Position eins zu gehen. Aktuell gibt es fünf Damen, die zwei olympische Medaillen haben.“
Paris 2024: Stimmen zum Silber-Triumph von Kroppen & Unruh
02.08.2024
Der Silber-Coup von Michelle Kroppen und Florian Unruh hat alle Bogen- und Schießsportfans begeistert. Es war - drei Tage vor Ende dieser Wettbewerbe - die erste Medaille für das DSB-Team in
Paris 2024, dementsprechend fiel auch die Erleichterung aus, u.a. von DSB-Präsident Hans-Heinrich von Schönfels oder auch DSB-Sportdirektor Thomas Abel.
Foto: Team Deutschland / Gefragt und gefeiert: Michelle Kroppen und Florian Unruh.
DSB-Präsident Hans-Heinrich von Schönfels: „Herzlichen Glückwunsch an das Team, das eine konstant hervorragende Leistung gezeigt hat. Die Erleichterung ist groß über die
erste Medaille, und ich hoffe, dass die Athletinnen und Athleten in Paris und Chateauroux daran anknüpfen und sich auch für die harte Arbeit belohnen.“
DSB-Sportdirektor Thomas Abel: „Das war herausragend und eine ganz starke Leistung, für die sie zurecht mit einer Medaille belohnt wurden. Das Halbfinale war der
Knackpunkt, damit war klar, dass Michelle und Florian mit einer Medaille hier rausgehen. Und natürlich ist der Erfolg wichtig für die Bogenschützen und den DSB insgesamt.“
Lisa Unruh: „Ich bin so unfassbar stolz auf die Beiden! Sie haben so entschlossen geschossen – einfach nur der Hammer.“
Katharina Bauer: „Ich freue mich sehr für die Beiden. Es ist eine Medaille für die gesamte Mannschaft. Wir haben alle so hart gearbeitet und auch immer wieder Mixed
zusammentrainiert und gemessen. Sie haben es sich redlich verdient, weil sie sehr stark waren und auch eine riesige Freude hatten. Und das ist für mich das Allerwichtigste.“
Christian Reiz: „Der zweite Platz ist super. Sie haben sich harte und spannende Wettkämpfe geliefert und verdient gegenüber der starken Konkurrenz durchgesetzt und Silber
geholt. Das ist natürlich auch für den Schießsport insgesamt super.“
Da ist das Ding! Michelle Kroppen & Florian Unruh haben im Bogen-Mixed die erste Medaille für den Deutschen Schützenbund bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 gewonnen: Die
Vize-Weltmeister des Vorjahres sind nun auch olympische Silbermedaillengewinner, nachdem sie im Finale den Südkoreanern Sihyeon Lim & Kim Woojin 0:6 (35-38, 35-36, 35-36) unterlagen. Es ist
die fünfte olympische Bogensport-Medaille für Deutschland.
Foto: World Archery / Jubel bei Bundestrainer Oliver Haidn, Florian Unruh und Michelle Kroppen über die Silbermedaille.
„Es ist eine schwere Medaille und ein mega-cooles Gefühl. Am Anfang hat der Fokus auf der Damenmannschaft gelegen. Ich freue mich, dass ich schnell weitermachen konnte. Dass es am Ende für
eine Silbermedaille gereicht hat, ist nicht in Worte zu fassen. Es kommen immer wieder Freudentränen und inneres Kopfnicken“, so Kroppen. Und Unruh ergänzte: „Ich bin sehr zufrieden, und es
herrscht pure Freude.“ Der Umstand, dass er nun wie seine Ehefrau Lisa auch olympisches Edelmetall gewonnen hat, kommentierte er: „Es ist sehr cool, das wird die Vitrine nochmals cooler
machen. Es ist einfach sehr geil, dass wir es geschafft haben.“
Nach Silber (1996) und Bronze der Frauen-Team (2000, 2021) sowie Einzel-Silber durch Lisa Unruh (2016) ist Florian Unruh der erste Bogen-Mann, der olympisches Edelmetall gewann („Den Gedanken
hatte ich bisher noch nicht, aber klingt gut.“). Zudem ist es im erstmals in Tokio eingeführten Mixed-Wettkampf die erste DSB-Medaille.
Bundestrainer Oliver Haidn hatte nach der bitteren Viertelfinalniederlage des Frauen-Teams den Journalisten gesagt: „Es ist wichtig, dass wir gute Einzelmatches machen, dann den Mixed-Wettbewerb,
damit wir das erreichen, was wir erreichen wollen. Und das ist eine Medaille, das machen wir immer!“ Und der Bundestrainer sollte Recht behalten. Denn sowohl Kroppen (am 3. August) als auch Unruh
(am 4. August) stehen nach überzeugenden Leistungen im Einzel-Achtelfinale und sorgten mit phantastischen Schüssen im Mixed für den Einzug in das Finale. Nach dem Triumph meinte der
Bundestrainer: „Natürlich ist es immer das erklärte Ziel, eine Medaille zu gewinnen. Das haben wir in Rio gemacht, in Tokio und jetzt hier. Wir sind hier, um erfolgreich zu sein. Bei der EM 2022
gab es fünf Medaillen, zwei Medaillen bei der WM 2023, drei bei der EM 2024 und jetzt hier wieder – das ist großartig für den Bogensport in Deutschland. Wir sind eine starke, erfolgreiche Nation
geworden, und es muss unser Anspruch sein, weiter in der Weltspitze zu sein.“
Foto: Team Deutschland / Silber schmeckt gut und sieht gut aus: Michelle Kroppen und Florian Unruh mit dem begehrten Edelmetall.
Das olympische Finale war eine Neuauflage des WM-Finals im vergangenen Jahr in Berlin. Damals unterlag das DSB-Duo dem Top-Favoriten mit 1:5, nun ging es in dem imposanten 8.000 Zuschauer-Stadion
auf den Esplanade des Invalides um den größtmöglichen Titel. Erstmals in der Ko-Phase durfte der Gegner beginnen, was für ein mögliches Stechen ein Vorteil ist. Lim bot dem deutschen Team mit
einer Acht etwas an, doch auch Kroppen platzierte ihren Pfeil im Roten. Und da die Koreaner drei Zehner folgen ließen, das deutsche Duo aber keinen Pfeil in die Zehn setzte, war die erste Passe
eine klare Angelegenheit (35-38). Leider sahen die Zuschauer auch im zweiten Satz keine deutsche Zehn. Zwar schossen die Koreaner auch nur eine, doch das reichte, um den Stand aus deutscher Sicht
auf 0:4 zu erhöhen (35-36). Nachdem Kroppen abermals mit einer Acht startete, schoss Unruh die erste Zehn unter dem Jubel der deutschen Fans. Zumal es die Führung bedeutete, weil die Koreaner mit
ihren ersten beiden Pfeilen nur 17 Ringe erzielten. Aber der stärker werdende Wind bereitete vor allem Kroppen Probleme, die nur eine Sieben produzierte. Zwar lieferte ihr Partner erneut eine
Zehn, aber diese Chance ließ sich das Weltklasse-Duo aus der Bogensport-Nation Nummer eins nicht entgehen: Woojin, der überragende Schütze des Finals, machte mit einer Zehn alles klar (35-36).
„Wir haben mit dem Wind nicht so gut gearbeitet wie davor. Das Anhalten hat nicht so gut funktioniert. Die Koreaner haben die Fehler nicht verziehen und verdient gewonnen“, analysierte Unruh,
Bundestrainer Oliver Haidn meinte: „Das Finale spiegelt die Leistung nicht so richtig wider, es war zweimal nur ein Ring Unterschied. Die Koreanerin hatte auch Schwierigkeiten, den Wind zu lesen.
Auf der anderen Seite hat Kim Woojin sehr stark ausgeschossen und immer die Zehn geliefert.“
Im Halbfinale lautete die Partie Deutschland – USA, es war die Ansetzung des Zweiten gegen den Dritten der Qualifikation. Das Niveau war von Beginn an hoch, das deutsche Team legte immer zwei
Pfeile vor, die Amerikaner zogen nach. Trotz starker 38 Ringe ging die erste Passe an den Gegner, weil Ex-Weltmeister Brady Ellison seine Pfeile mit großer Selbstverständlichkeit in der Zehn
platzierte. Und nach einer Auftakt-Acht von Kroppen in den zweiten Satz schien es schlecht um das DSB-Duo zu stehen, doch drei Zehner folgten und sorgten so für den Ausgleich (38-37). Auch die
nächste Passe begann Kroppen mit einer Acht, ehe die nächsten Pfeile in der Neun bzw. Zehn einschlugen und somit das Unentschieden (37-37) retteten. Somit war klar, dass der vierte Satz die
Entscheidung bringen konnte. Und in diesen begann das deutsche Team perfekt: Kroppen mit einem Pfeil ins Zentrum, Unruh tat es ihr nach und setzte die Amerikaner damit gewaltig unter Druck
(Haidn: „Gegen die USA sind sie mit sehr großem Selbstvertrauen in das Match reingegangen. Die ersten zwei Pfeile im vierten Satz muss man erst einmal so machen.“). Diesem hielten sie nicht
stand, denn sowohl Ellison als auch die Weltranglisten-1. Casey Kaufhold schossen lediglich eine Acht. Kroppen konnte sich somit eine Acht leisten, zumal Unruh mit einer abermaligen Zehn (Unruh
schoss sechs Zehner bei acht Pfeilen) den „Sack“ zumachte und sich das Duo sofort in die Arme fiel. „Es ist immer noch ein geileres Gefühl, das Halbfinale gewonnen zu haben. Gegen Korea zu
schießen, genießt man einfach. Gegen sie zu verlieren, ist keine Schande“, meinte Kroppen nach der ganzen Interview-Prozedur.
Im Viertelfinale ging es gegen Mexiko und damit auch gegen Alejandra Valencia, die Teil der Frauenmannschaft war, die dem deutschen Weltmeister-Trio die bittere Viertelfinal-Niederlage
beigebracht hatte. Kroppen schoss an und legte mit einer Zehn die Messlatte hoch. Und da auch Unruh seine ersten Pfeile im „Gold“ versenkte, ging der erste Satz mit 38-37 an das DSB-Duo. Das
hielt das Niveau weiter sehr hoch, Kroppen schoss zwei Zehner in der zweiten Passe, Unruh zwei Neuner. Das führte zum 3:1, da die Mexikaner drei Zehner, aber auch eine Acht aufwiesen. Somit
konnten Kroppen & Unruh bereits in der dritten Passe alles klar machen und das gelang nahezu in Perfektion: Kroppen Zehn, Unruh Zehn, Kroppen Neun und Unruh mit der notwendigen Zehn zum 39-38
und 5:1-Gesamtsieg.
Bereits im Achtelfinale musste das DSB-Duo mächtig kämpfen: Zweimal lagen Kroppen & Unruh zurück (0:2 und 2:4), zweimal bewiesen sie unter Anfeuerungsrufen der deutschen Fans, Katharina Bauer
und Charline Schwarz waren darunter, Nervenstärke und Klasse und glichen aus (37-38, 39-37, 35-36, 37-34). Demnach musste das Shootoff entscheiden, in dem zwei Neuner reichten, weil die Gegner
nur 17 Ringe auf die Scheibe brachten. Unruh danach ehrlich: „Es war sehr knapp, und wir hatten das nötige Glück. Da haben wir uns etwas schwergetan, um mit dem Wind klarzukommen. Es war das
härteste Match, es hätte schnell vorbei sein können.“
Die Grundlage für den Silber-Coup hatten Kroppen und Unruh bereits am 25. Juli gelegt, als sie in der Qualifikation das zweitbeste Ergebnis aller Mixed-Teams schossen und sich somit diese
hervorragende Ausgangsposition verschafft hatten.
Abschließend bedankte sich Haidn bei diversen Leuten und gab Einblicke in seine Gefühlslage: „Sich hier in das Goldfinale zu schießen, ist ganz wunderbar und freut mich für die Beiden, da sie ihr
Potenzial abrufen konnten. Und natürlich freue mich auch für den Verband, die Fans und alle, die uns unterstützt haben auf diesem Weg. Ich muss auch Sportdirektor Thomas Abel und Cheftrainer
Michel Gomez-Krämer erwähnen. Wir waren ein kleines Team mit Grit (Reimann) und Reinhard (Kisselbach, beide Co-Trainer, Anm. d. Red.), aber mit blindem Vertrauen. Es war nicht klar, dass wir das
stemmen können, die Arbeit hat sich gelohnt und man hat einiges richtig gemacht. Gerade in diesem Jahr sind wir zu einer tollen Mannschaft zusammengewachsen. Jeder hat nochmals etwas
draufgepackt, sowohl bei den Betreuern als auch den Athleten – es waren zum Teil sehr harte Monate.“
Paris 2024: Starker Unruh im Achtelfinale, Schwarz wird 17.
01.08.2024
Florian Unruh hat seine hervorragende Form aus der Qualifikation zu Beginn der Ko-Phase im Einzel-Wettbewerb bewahrt und steht nach zwei Siegen gegen den Youssof Tolba (EGY) und Junya Nakanishi
(JPN) im Achtelfinale, in dem er am 4. August auf den Briten Tom Hall trifft. Dagegen kam für Charline Schwarz das Aus in der zweiten Runde gegen die koreanische Team-Olympiasiegerin Hunyoung
Jeon.
Foto: World Archery / Zieht souverän ins Achtelfinale ein: Florian Unruh
Unruh hatte sich seine Ausgangsposition durch eine hervorragende Qualifikation als Dritter aller 64 Schützen verdient. Und so hatte er gegen den Ägypter Youssof Tolba, ein unbeschriebenes
Blatt in der Szene, beim 6:0 (27-26, 30-28, 30-24) keinerlei Probleme. Nach einer Auftaktserie zum „Warmwerden“, schoss der DSB-Athlet sechs Zehner in Serie.
Ein anderes Kaliber präsentierte sich ihm in der zweiten Runde, als er auf den Japaner Junya Nakanishi traf, der zuvor seinen Landsmann und dreifachen olympischen Medaillengewinner
Furukawa bezwungen hatte. Dennoch war auch dieser Auftritt und Sieg beeindruckend, denn Unruh lieferte immer dann, wenn er musste:“ Ich habe gut geschossen die meiste Zeit. Am Schluss
nicht ganz so gut, wie ich gehofft hatte. Und im letzten Schuss hatte ich das nötige Glück“, kommentierte er seine Leistung gegen den Japaner etwas unter Wert. Denn in der vierten und
fünften Passe musste er jeweils mit einer Zehn ausschießen, um das Unentschieden sicherzustellen und tat dies mit einer großen Selbstverständlichkeit. Insgesamt setzte er 14 Pfeile in den
zwei Matches in die Zehn, zehn in die Neun: „Es waren grundsätzlich gute Schüsse, und das bringt natürlich Sicherheit.“
Charline Schwarz lieferte sich in der ersten Runde einen wahren Krimi mit der starken Mexikanerin Ana Vazquez. Diese hatte mit ihren Teamkolleginnen dem deutschen Weltmeister-Trio im
Viertelfinale des Team-Wettbewerbs eine schmerzhafte Niederlage beigebracht. Diese wollte Schwarz nun ausmerzen. Und das gelang eindrucksvoll, denn Schwarz steckte sowohl einen
1:3-Rückstand weg, wie sie auch Nervenstärke beim letzten Pfeil bewies. Vazquez hatte 28 Ringe vorgelegt und die Feuchterin musste eine Zehn schießen, was ihr mit Bravour gelang.
Bundestrainer Oliver Haidn schleuderte ihr ein lautstarkes „Jawolll“ entgegen, Schwarz umarmte ihre Gegnerin und entschuldigte sich fast für diesen Sieg, ehe sie doch freudestrahlend die
Fäuste gen Himmel reckte: „Ich war im ersten Match sehr aufgeregt und habe es leider nicht geschafft, meine Schüsse im Timing zu machen, wie ich es gewollt hätte, dennoch waren die
Ergebnisse gut. Der letzte Schuss war einfach geil“, sagte sie später.
Bereits 15 Minuten später musste „Charlie“ schon wieder ran, und dieses Mal ging es gegen eine Olympiasiegerin: Hunyoung Jeon hatte mit ihren Teamkollegen den zehnten südkoreanischen
Mannschafts-Olympiasieg in Folge gesichert. Haidn sprach seiner Athletin Mut zu, die dann aber mit zwei Achtern begann und somit in Rückstand geriet (25-28). „Letztendlich war meine erste
Passe gut geschossen, aber sehr schlecht getroffen. Und so eine Einstiegspasse kann man sich nicht gegen eine Koreanerin erlauben.“ Anschließend zeigte sich ihr Leistungsvermögen auch auf
dem Tableau, holte ein Unentschieden (29-29) und unterlag in der dritten Passe bei wechselnden Winden knapp (26-27). Den Spaß, in diesem Stadion auf dieser großen Bühne zu schießen, sah
man Schwarz jede Minute an, doch die Koreanerin war zu stark. Den 26 Ringen von Schwarz stellte sie perfekte 30 Ringe entgegen, sodass Schwarz den 17. Platz belegte. „Natürlich bin ich
hierhergefahren und hatte mir mehr erhofft. Ich habe das rausgeholt, was ging. Dass ich im zweiten Match auf die Koreanerin getroffen bin, war mein Verschulden, weil ich in der
Qualifikation nicht so gut war und auch ihres, weil sie auch nur 13. wurde.“
Für Unruh heißt es abermals zu warten, denn der Einzel-Wettkampf geht erst am 4. August weiter. Dann mit dem Achtelfinale gegen den Briten Tom Hall: „Es wird interessant, wie jedes Match.
Man hat es gegen den Japaner gesehen, dass ein, zwei Pfeile entscheidend sind“, so Unruh. Zuvor kann er sich noch Selbstvertrauen im Mixed an der Seite von Michelle Kroppen holen, die
ebenfalls im Einzel-Achtelfinale steht. Und da will das DSB-Duo nach der hervorragenden Qualifikation (2. Platz) auch den einen oder anderen Pfeil in der Zehn versenken.
Paris 2024: Bogen-Duo in Paris, Gewehr-Duo in Chateauroux
31.07.2024
Ein DSB-Quartett ist am 1. August bei den Olympischen Spielen im Einsatz: Charline Schwarz und Florian Unruh treten in Paris im Einzel des Bogen-Wettkampfes an, Anna Janßen und Jolyn Beer im
Kleinkaliber-Gewehr Dreistellungskampf in Chateauroux.
High Noon in Chateauroux. Um 12.00 Uhr treten mit Janßen und Beer zwei aussichtsreiche und motivierte Schützinnen an den Stand, um nach 3x20 Schüssen kniend, liegend und stehend
hoffentlich im Finale zu stehen. Denn das ist das Ziel der beiden Athletinnen, Janßen hatte vor den Spielen gesagt: „Ich möchte im olympischen Finale stehen und mit einer Medaille nach
Hause zurückkehren.“ Im Bronzefinale im Luftgewehr Mixed stand sie gemeinsam mit Maximilian Ulbrich, die ersehnte Medaille verpasste Janßen aber. Demnach unternimmt die
Weltranglisten-Zweite in dieser Disziplin bei ihrem dritten und letzten olympischen Auftritt den nächsten Anlauf. Auch Jolyn Beer hat klare Vorstellungen von ihrem einzigen Auftritt in
Paris 2024: „Ich will auf jeden Fall in das Finale. Und wenn ich dort bin, natürlich auch um die Medaillen kämpfen.“ Es wäre das perfekte Ende ihrer internationalen Karriere, denn die
30-Jährige hat bereits angekündigt, nach Olympia international nicht mehr in Erscheinung zu treten. Und da sie bei ihrer Olympia-Premiere in Tokio bereits im Finale stand und Sechste
wurde, ist ihr Ziel absolut plausibel. Insgesamt dreimal konnte sie im Vorfeld in Chateauroux trainieren, um 12.00 Uhr mittags gilt es.
Nur minimal später ist 270 Kilometer weiter nördlich Florian Unruh gefordert: Ein Erfolg über den Ägypter Youssof Tolba soll der Beginn eines erfolgreichen Wettkampfes werden. Spannend
dürfte sein, in welcher Verfassung der gebürtige Fockbeker sich eine Woche (!) nach der Qualifikation präsentiert. Im Prinzip ist es ein neuer Wettkampf für den Qualifikations-Dritten,
und es bleibt zu hoffen, dass er die hervorragende Form konserviert hat und auch im großen Stadion auf die Scheibe bringt. „Ich habe mega Bock, erst auf Einzel, dann auf Mixed. Das
Schießen fühlt sich gut an, ich habe die letzten Tage nicht so viel trainiert und habe mich aus der Hitze rausgenommen. Ich fühle mich gut, es kann endlich losgehen.“
Charline Schwarz war nach der Qualifikation im Teamwettbewerb gefordert und im Einsatz und hat somit weitaus mehr Erfahrung mit dem Finalstadion als ihr Kollege. Und diese Erfahrung
sollte sie auch in die Waagschale werfen, denn ihre mexikanische Gegnerin Ana Vazquez präsentierte sich im Team sehr stark und jubelte am Ende über Bronze. Beginn des Matches ist laut
Ansetzung um 17.27 Uhr.
Paris 2024: Murche und Ulbrich im Einsatz, Unruh und Schwarz in Wartestellung
30.07.2024
Lediglich zwei DSB-Athleten sind am morgigen Mittwoch, 31. Juli, bei den Olympischen Spielen im Einsatz: Trapschützin Kathrin Murche schießt Teil zwei der Qualifikation, Gewehrschütze Maximilian
Ulbrich ist in der Qualifikation Kleinkaliber-Dreistellungskampf gefordert. Das Duo Charline Schwarz und Florian Unruh greift erst am 1. August zum Bogen.
Foto: World Archery / Sind erst am 1. August im Einzel gefordert: Charline Schwarz und Florian Unruh.
Nach dem Ausscheiden von Katharina Bauer ist aus den vier (Bogen-)Musketieren ein Trio übriggeblieben. Kroppen hat bereits geliefert und ihre ersten zwei Matches nach starker Leistung
gewonnen, nun sind Unruh und Schwarz gefordert (aber erst am 1. August und nicht - wie zunächst gemeldet - am 31. Juli). Schwarz muss sich dabei keiner leichten Aufgabe stellen, in Runde
eins wartet mit Ana Vazquez (MEX) eine Athletin, die sich im Team-Wettbewerb über Bronze freuen konnte. Und im Falle eines Sieges dürfte Team-Olympiasiegerin Hunyoung Jeon (KOR) warten.
Unruh dürfte in Runde eins mit dem Ägypter Youssof Tolba eine lösbare Aufgabe haben, ehe es danach gegen einen Japaner geht: Entweder gegen Junya Nakanishi oder Takaharu Furukawa, der in
Tokio 2020 Doppel-Bronze (Einzel und Team) gewann und auch in London 2012
270 Kilometer weiter südlich versucht Kathrin Murche das Unmögliche möglich zu machen und doch noch in das Finale der besten sechs Schützinnen einzuziehen. Nach 70 Treffern an Tag eins
muss sie am zweiten Tag wohl alle 50 Scheiben vom Himmel holen, wenn sie noch eine Chance haben will: „Es ist schon hart. Klar, wenn ich 50 vollschieße, besteht die Möglichkeit, dass ich
ins Shootoff komme, aber es ist sehr schwer, so realistisch muss ich sein“, sagt Murche, die stolz und froh ist, ihre ersten Olympischen Spiele zu erleben: „Das war genau das, was ich
erreichen wollte: hier zu sein. Und für Karsten ist es für mich etwas sehr Besonderes, dass ich hier bin“, denkt sie an ihren im Dezember 2023 verstorbenen Trainer Karsten Beth.
Zwar mit einem Dach über dem Kopf, aber auch in stickiger, warmer Luft wird Maximilian Ulbrich zu seinem letzten Wettkampf in Chateauroux antreten. Im Kleinkaliber-Dreistellungskampf
fühlt sich der 23-Jährige nicht so wohl wie mit dem Luftgewehr, aber er verspricht: „Ich gebe nochmals alles.“
Paris 2024: Kroppen in Runde drei, Bauer ausgeschieden
30.07.2024
Michelle Kroppen hat sich mit zwei souveränen Siegen für die dritte Runde in der Einzelkonkurrenz qualifiziert, die erst am 3. August ausgetragen wird. Ihre Gegnerin wird erst am 31. Juli
ermittelt. Dagegen sind die Olympischen Spiele für Katharina Bauer frühzeitig beendet: Die Europameisterin verlor gegen die US-Amerikanerin Catalina Gnoriega 0:6 (25-27, 25-28, 27-28).
Foto: World Archery / Gut gemacht! Bundestrainer Oliver Haidn klatscht Michelle Kroppen nach ihren zwei starken Einzelmatches ab.
In der zweiten Runde musste Kroppen gegen die – sichtbar schwangere – Yaylagul Ramazanova (AZE) antreten, die zuvor überraschend die chinesische Team-Silbermedaillengewinnerin Qixuan An
ausgeschaltet hatte. Und die DSB-Schützin, die nach einer hervorragenden Qualifikation als Siebte in die Ko-Phase ging, bezwang die Überraschungs-Gegnerin mit 6:2 (27-25, 27-29, 29-25,
27-26). Lediglich einer (Acht) ihrer Pfeile landete nicht im „Gold“, war also keine Neun oder Zehn. Dementsprechend zufrieden zeigte sich die 28-Jährige mit dem Auftakt in die Ko-Phase und
verriet, was sie nach dem Viertelfinal-Aus im Teamwettbewerb gemacht hatte: „Ich habe früh nach der Teamniederlage versucht, mich auf das Weitere zu konzentrieren. Damit das schnell aus dem
Kopf rausgeht. Ich habe viele Gespräche mit meinem Mentaltrainer geführt und versuche, das Ganze zu meinem kleinen Hause zu machen. Ich will es nicht so groß machen, wie es ist.“
Zuvor hatte sich Kroppen gegen Giorgia Cesarini (SMR) mit 7:3 (30-26, 26-26, 29-26, 26-28, 27-25) durchgesetzt und dabei vor allem in der ersten und dritten Passe hervorragende Pfeile
gesetzt. Der Auftakt mit der perfekten 30 war eine Augenweide und Bogensport in Perfektion (Kroppen: „Die erste Passe mit einer 30 zu beginnen, ist natürlich auch sehr cool.“). Insgesamt ging
Kroppen mit einem sehr positiven Gefühl nach zwei Matches aus dem Stadion: „Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden. Ich weiß, dass ich noch mehr kann, aber es ist noch Zeit bis dahin. Ich bin
schon eine Runde weiter als in Tokio und will es genießen.“
Ernüchternd verlief der Auftritt von Katharina Bauer. Die 28-jährige Raublingerin fand zu keiner Zeit der Spiele in ihren gewohnten Rhythmus und lief auch im Match gegen Gnoriega ständig einem
Rückstand hinterher. Dabei starteten sowohl die Weltranglisten-10. Bauer als auch die 51. Gnoriega gleichauf mit zwei Neunern in die erste Passe, ehe Bauer ihren dritten Pfeil - übrigens laut
Einblendung mit einem Puls von 105 - rechts in die Sieben setzte. Diese Chance ließ sich ihre Gegnerin nicht nehmen und ging mit einer weiteren Neun in Führung. Damit war der Druck auf Bauer
nochmals gestiegen, aber das Spiel wiederholte sich: Neun, neun, sieben! Der DSB-Schützin gelang es nicht, eine Gruppierung der Pfeile zu erreichen, die relativ verstreut um das Zentrum
einschlugen. „Die Siebener sind ärgerlich, waren aber nicht mutig genug angehalten. Ich habe die anderen Pfeile schon links ins Rote angehalten und
habe den Wind komplett falsch eingeschätzt“, meinte Baue danach. Zwar wackelte der Bogen der US-Amerikanerin beträchtlich, doch die Ergebnisse waren stark. Denn auch in der dritten Passe – der
besten von Bauer – gelang es dieser nicht, einen Pfeil in die Zehn zu platzieren. Gnoriega machte dies gleich bei ihren ersten zwei Pfeilen, sodass ihr eine Acht zum Sieg reichte. „Natürlich bin
ich enttäuscht, ich wollte hier Matches gewinnen. Ich habe versucht, egal, wie ich treffe, Spaß zu haben und habe jeden Moment genossen. Ich hatte auch gute Schüsse und bin froh, diese Erfahrung
gemacht zu haben“, so Bauer, die zugab, dass die Olympischen Spiele etwas in ihr auslösten: „Es ist auf jeden Fall etwas anderes, für mich war es eine komplett neue Erfahrung, auch mit einer
anderen Nervosität, weil es einfach eine andere Bühne ist. Es war für mich grundsätzlich schwierig, weil mein Leistungshoch bei der EM war. Ich habe alles gegeben, um in der besten Form zu sein.
Aber ich konnte es trotz der guten Vorbereitung nicht fühlen.“
Foto: World Archery / Katharina Bauer zog gegen die US-Amerikanerin Catalina Gnoriega den Kürzeren.
Bundestrainer Oliver Haidn fühlte mit seiner Athletin mit und sagte: „Kathi ist amtierende Europameisterin. Natürlich kann sie das deutlich besser. Hier in Paris hat sie sich schwergetan, den
wechselnden Wind in der Finalarena eindeutig zu lesen. Wo eventuell weitere Ursachen für die fehlenden Zehner liegen, bedarf sicherlich mehr Zeit zur Auswertung. Ich hoffe, dass sie dennoch noch
einen weiteren Olympiazyklus angeht. Sie ist meiner Meinung nach noch nicht fertig.“
Bei allen zurückliegenden Großereignissen hatten die deutschen Bogen-Frauen Edelmetall gewonnen: Ausgerechnet in Paris 2024 endete diese Serie, als sich Katharina Bauer, Michelle Kroppen und
Charline Schwarz den Mexikanerinnen mit 1:5 (50-50, 49-55, 55-56) geschlagen geben mussten.
Foto: World Archery / Gegen Mexiko hatten Katharina Bauer, Charline Schwarz und Michelle Kroppen Schwierigkeiten, ins Match zu finden.
„Wir haben am Anfang zu wenig Ringe produziert“, lautete die kurze, aber treffende Analyse von Bundestrainer Oliver Haidn. Denn in der Tat kam das deutsche Trio nur sehr schwer in das Match:
Bauer schoss mit einer sieben an, und auch Schwarz erreichte nur diese Ringzahl – die Sieben lag aber auf der anderen Seite der Scheibe, sodass es schwer war, einen Rhythmus, geschweige denn
eine Taktik zu entwickeln, wo anzuhalten ist: „Die Mexikanerinnen haben geschickt gewählt, dass wir beginnen. Das hätte ich auch gemacht. Wir mussten erst einmal ausloten, was der Wind
macht“, so Haidn und Bauer ergänzt: „Es war anspruchsvoll, gegen Mexiko anzuschießen. Dann habe ich einen richtig guten ersten Schuss gemacht und der ging so weit weg – das hat mich sehr
verunsichert und tut mir auch fürs Team leid.“ Zwar rettete sich das DSB-Trio dank vier abschließender Neunerwertungen in ein Unentschieden (50-50), aber in Satz zwei begann das Spiel von
vorne: Bauer schoss mit einer Sechs an. „Es war schwierig für uns, in das Match heute Nachmittag hineinzufinden. Wir hatten mehr und böigeren Wind als heute Vormittag. Der Wind war nicht
regelmäßig genug, um da viel rauslesen zu können. Jeder Schuss war einzeln, von daher haben wir zu viele Fehlentscheidungen getroffen“, stand Schwarz ihrer Teamkollegin bei.
Während die Deutschen kämpften, um das „Gold“ zu treffen, waren die Mexikanerinnen schneller in der Spur: „Wer hier anfängt und den ersten Pfeil sauber in die Mitte schießt und die
Informationen weitergeben kann, der hat einen Vorteil. Die klare Kommunikation konnte bzgl. Anhalten und Trefferbild nicht erfolgen, da sind die Mexikanerinnen besser gewesen“, meinte Haidn
ehrlich.
Und da half es auch nicht, dass Deutschland im vergangenen WM-Halbfinale (6:0) und im olympischen Viertelfinale (6:2) in Tokio 2021 die Mexikanerinnen besiegen konnte: „Mexiko ist keine
Mannschaft, bei der wir sagen, nur weil wir sie geschlagen haben, schlagen wir sie nochmals. Klar wissen wir und sagen uns auch, dass wir sie schon geschlagen haben. Aber wir konzentrieren uns
nicht darauf, gegen wen wir schießen, sondern wie wir schießen“, so Kroppen zu möglichen Gedankenspielen im Vorfeld.
Foto: World Archery / Schuss in Richtung Ringe: Das deutsche Trio in Paris 2024.
Im dritten Satz zeigten die Olympia-Dritten von Tokio (nur Bauer war damals nicht dabei) und Weltmeisterinnen von Berlin 2023, was eigentlich in ihnen steckt: 19 Ringe Bauer, 18 Ringe Schwarz, 18
Ringe Kroppen. Damit sollten doch eigentlich zwei Punkte oder zumindest das Unentschieden gesichert sein, aber die Mexikanerin Ana Vazquez platzierte ihren Pfeil ins Zentrum und machte das 1:5
aus deutscher Sicht perfekt: „Ich hätte mich sehr über eine Medaille gefreut, weil wir das Potenzial haben. Dass es so gelaufen ist, macht mich sehr traurig“, so Schwarz unmittelbar nach dem
Match in der Mixed Zone, während Haidn bereits nach vorne schaute und sich kämpferisch zeigte: „Es war heute der erste Tag der Medaillenentscheidungen, aber natürlich war der Teamwettbewerb die
größte Chance, gut einzusteigen und eine Medaille mitzunehmen. Es ist wichtig, dass wir gute Einzelmatches machen, dann den Mixed-Wettbewerb, damit wir das erreichen, was wir erreichen wollen.
Und das ist eine Medaille, das machen wir immer!“
Im Achtelfinale gegen Großbritannien hatte das deutsche Trio am Vormittag wie aus einem Guss agiert: Jeder der Schützinnen unterlief lediglich eine Acht bei ihren sechs Schüssen, alle anderen
Pfeile schlugen im Zentrum ein, sodass der 6:0-Sieg (56-48, 56-54, 53-51) hochverdient und zu keiner Zeit gefährdet war. Schwarz zeigte sich sehr zufrieden danach und begeistert vom Stadion: „Es
war richtig, richtig cool. Man hat die Atmosphäre bereits vom Trainingsplatz wahrgenommen, und jetzt hier stehen zu dürfen, war richtig gut.“ Der Wind tangierte das Match bei weitem nicht so, wie
am Nachmittag, Schwarz merkte da bereits an: „Arenen-Wind mit so großen Tribünen ist immer ein bisschen anders. Wir sind sehr gut damit umgegangen, aber ich habe gehört, dass er tricky sein
kann.“
Paris 2024: Weltmeisterinnen wollen nächste Medaille
27.07.2024
Sie sind aktuelle Weltmeisterinnen, gewannen in dieser Team-Konstellation EM-Gold 2022 und zwei von ihnen holten in Tokio Team-Bronze. Keine Frage: Die Bogen-Frauen Katharina Bauer, Michelle
Kroppen und Charline Schwarz zählen am 28. Juli zu den Medaillenkandidatinnen. Und in Chateauroux kämpfen Christian Reitz & Robin Walter im Luftpistolen-Finale um Gold, Silber und Bronze –
Anna Janßen, Lisa Müller und Maximilian Ulbrich wollen ins Luftgewehr-Finale.
Foto: World Archery / Unser Recurve Damen Team in Paris - Michelle Kroppen, Katharina Bauer und Charline Schwarz (von links)
Auch wenn die Qualifikation nur bei Michelle Kroppen stark verlief – die 28-Jährige schoss mit 570 Ringen Saisonbestleistung – ist der Optimismus bei allen drei Schützinnen vorhanden: „Alles
ist möglich, das haben wir in Tokio gesehen, da war unsere Ausgangsposition auch nicht die allerbeste und trotzdem hat es für die Medaille gereicht“, so Kroppen. Sie stand damals an der Seite
von Charline Schwarz und Lisa Unruh und jubelte am Ende über Bronze nach einem 5:1 gegen Weißrussland. Drei Jahre später ist Doppel-Europameisterin (Einzel und Mixed) Bauer anstelle der
Bogensport-Legende Lisa Unruh im Team – den Erfolgen tat dies überhaupt keinen Abbruch. Nach dem souveränen EM-Titel in München 2022 feierte das Trio bei der Heim-WM 2023 in Berlin den
sensationellen WM-Coup.
Nun also Olympia, und der Gegner heißt Großbritannien. Die Britinnen haben mit Bryoni Pitman und Penny Healey zwei nachgewiesenermaßen exzellente Schützinnen in ihren Reihen, die in der
Qualifikation jedoch überhaupt nicht klarkamen. Platz elf unter zwölf Nationen sprang heraus, deswegen sagt Bundestrainer Oliver Haidn: „Trotz des nicht optimalen Starts haben wir eine gute
Position, und die müssen wir einfach nutzen.“ Zumal auch der mögliche Viertelfinalgegner ein guter Bekannter ist: „Auch Mexiko als möglicher weiterer Gegner haben wir schon mehrfach
geschlagen“, erinnert sich der Bundestrainer und bezieht sich dabei wohl vor allem an das denkwürdige WM-Halbfinale, als Bauer & Kroppen & Schwarz 6:0 (56-45, 55-54, 55-53) siegten.
Für Bauer ist die Ausgangslage vor den entscheidenden Matches klar: „Wir können selbstbewusst in den Teamwettkampf gehen, egal, von welcher Position wir starten.“ Und Schwarz ergänzt: „Ich habe
richtig Lust, in der Finalarena zu stehen vor 8.000 Menschen – wir und ich sind bereit.“
Paris 2024: Die DSB-Athleten erleben Eröffnungsfeier ganz unterschiedlich
26.07.2024
Endlich! Nach der langen Qualifikationsphase, zahlreichen Wettkämpfen, nach großartigen Erfolgen und weniger guten Ergebnissen, nach einer intensiven Vorbereitung geht es los: Am heutigen 26.
Juli werden die Olympischen Spiele Paris 2024 eröffnet.
Foto: World Archery / Zeigte in der Qualifikation eine bärenstarke Leistung: Florian Unruh
Dabei gibt es im Deutschen Schützenbund zwei Lager: Die Bogenschützen werden nach einer z.T. sehr erfolgreichen Qualifikation gestern – Florian Unruh wurde Dritter, Michelle Kroppen
Siebte, als Mixed-Team sind sie Zweite – auf dem Boot dabei sein, das die Seine entlangschippert. Florian Unruh, sonst eher kein Mann der großen Emotionen, kann es kaum erwarten: „Ich bin
endlich dabei und freue mich mega darauf. Ich bin sehr gespannt, wie es auf dem Boot wird. Man hat vom Bus aus schon die Tribünen entlang der Seine gesehen.“ Das Prozedere ist
durchgetaktet: 15.30 Uhr sammelt sich das Team vor dem deutschen Haus zum gemeinsamen Fototermin, um 16.00 Uhr geht es zu Fuß zur Busabfahrt. Um 19.05 Uhr fährt das Boot ab, 25 Minuten
später startet die Bootsparade mit einer sechs Kilometer langen Fahrt. Das Boot mit dem deutschen Team soll eines der größten und ersten bei der Parade sein. Gemeinsam mit Katharina
Bauer, Charline Schwarz und Kroppen wird Unruh hinter den Fahnenträgern Anna-Maria Wagner & Dennis Schröder einlaufen (?), aber ausgerechnet der Norddeutsche (Fockbek) könnte ein
Problem bekommen: „Normalerweise werde ich seekrank. Aber da ein paar Menschen aufs Boot passen müssen, weil das TeamD so groß ist, wird das Schiff schon groß genug sein und nicht so
wackeln.“
Diese Probleme hätten die Kugelschützen in Chateauroux wohl gerne, unter denen seit gestern Abend auch Trapschützin Kathrin Murche nach knapp 20-stündiger Anreise weilt. Das DSB-Team wird
sich im olympischen Dorf um einen Fernseher versammeln, den Sportdirektor Thomas Abel eigens aus Paris bringt. Ob das Team dann in einem nachgebauten Boot zusieht, darf bezweifelt werden…
Dafür kommen Anna Janßen, Doreen Vennekamp & Co in den Genuss der Abschlussfeier. Der DOSB hat es ermöglicht, dass die deutschen Sportschützen nach Beendigung ihrer Wettkämpfe und dem
Heimtransport ihrer Waffen die letzten drei Tage in Paris verbringen und genießen dürfen.
Paris 2024: Unruh als Dritter bester Nicht-Koreaner
25.07.2024
Florian Unruh hat in der Qualifikation auf der Esplanade des Invalides seine Weltklasse unter Beweis gestellt und als Dritter (681 Ringe) die Qualifikation abgeschlossen. Damit hat er sich nicht
nur eine gute Ausgangsposition für das Einzelturnier verschafft, sondern auch für den Mixed-Wettkampf an der Seite von Michelle Kroppen. Das DSB-Duo geht als Zweiter in den Medaillenkampf der
besten 16 Teams.
Foto: World Archery / Florian Unruh schoss eine hervorragende Qualifikation, die ihn auf Platz drei brachte.
Unruh schoss konstant, Unruh schoss stark. Keine seiner zwölf Passen war schwächer als 55 Ringe, lediglich sechs Mal (6x Acht) verfehlten seine 72 Pfeile das von allen avisierte „Gold“ –
die Neun bzw. Zehn. Und so kam es, dass Unruh zur Halbzeit bereits „Best of the rest“ war, denn nur das koreanische Trio Kim Je Deok, Lee Wooseok und Kim Woojin hatte noch exakter
geschossen. Doch es kam noch besser, denn Unruh blieb stabil und überflügelte noch Wooseok, sodass er als bester Nichtkoreaner ins Ziel kam. „Ich bin sehr zufrieden. Es ist besser als
gedacht, vor allem bei dem Wind. Ich hätte schon bei Windstille gedacht, 680 wäre gut. Jetzt die 681 bei nervigem Wind war wirklich stark, jeder Pfeil war wieder neu.“ Neu war der
olympische Auftritt für Unruh nicht, der bei seiner Olympiapremiere in Tokio hervorragender Fünfter wurde, obwohl er damals nur von Position 33 in die Ko-Phase ging. Deshalb war eines
seiner Paris-Ziele, sich in der Qualifikation besser zu positionieren: „Ich habe mein Ziel erreicht: Dritter Platz im Einzel, Zweiter im Mixed, vielmehr konnte ich nicht erwarten. Das
bedeutet, dass ich nicht am Anfang so ein schweres Match habe wie in Tokio. Auf der anderen Seite: Jeder kann schießen, die Ergebnisse sind ziemlich nah beieinander.“
Bundestrainer Oliver Haidn lobte seinen Ausnahmeschützen in den höchsten Tönen: „Er hat sehr stark geschossen und sich wunderbar im Wind verhalten. Er hat den Wind toll gelesen und sich
wohlverdient in die Top 3 geschossen.“ Zwar bedeutet das starke Ergebnis nicht automatisch eine starke Elemination, „aber er hat eine gute Ausgangsposition, hat viel Vertrauen mitgenommen
aus der Qualifikation. Und von der Seite gehen wir sehr zuversichtlich in die nächsten Tage.“
Und das gilt natürlich auch für den Mixed-Wettbewerb. In diesem starten die Vize-Weltmeister von Berlin 2023, Michelle Kroppen & Florian Unruh, sensationell vom zweiten Platz.
Lediglich die Südkoreaner sind davor platziert, der Gegner im Achtelfinale heißt Kolumbien: „Es ist klasse, das ist eine Top-Ausgangsposition. Es sind nur 16 Teams, wir starten von der
Zwei, d.h. wir haben Gegner, die gut machbar sind. Aber es ist im Mixed immer sehr eng, es werden pro Satz nur vier Pfeile geschossen. Auf der anderen Seite haben Michelle und Florian
eine sehr gute Leistung gezeigt, sind erfahren und gehen als Vize-Weltmeister in den Wettbewerb.“
Und dadurch, dass das Mixed-Team kein Stechen um die Teilnahme am Wettbewerb machen muss, kann das Bogen-Quartett an der Eröffnungsfeier am morgigen 26. Juli teilnehmen.
Paris 2024: Kroppen stark, Team mit guter Ausgangsposition
25.07.2024
Die Gefühlslage des deutschen Frauen-Trios war nach der Qualifikation etwas gemischt: Michelle Kroppen schoss Saisonbestleistung mit 670 Ringen und kam auf Rang sieben, Katharina Bauer (656, 27.
Platz) und Charline Schwarz (639, 45. Platz) konnten nicht ihre Bestleistung abrufen. Damit geht das Weltmeister-Trio als Sechster in den Team-Wettbewerb, in dem es im Achtelfinale gegen
Großbritannien geht. Kroppen bildet zudem das Mixed-Duo mit Florian Unruh.
Foto: World Archery / Michelle Kroppen stellte auf den Punkt eine Saisonbestleistung auf und wurde mit Platz sieben belohnt.
„Es freut mich immer wieder, dass ich auf den Hauptwettkämpfen zeigen kann, mit den Nerven umzugehen“, meinte Kroppen nach der Qualifikation. In der Tat zeigte die in Berlin lebende Kroppen
auf den Punkt eine Top-Leistung, die am Ende mit Saisonbestleistung von 670 Ringen und Platz sieben in diesem starken Feld belohnt wurde. Dabei glänzte sie vor allem im ersten Durchgang (36
Pfeile): „Der erste Durchgang mit 340 Ringen war eine Ansage auch für mich selbst. Im zweiten Durchgang bin ich ein wenig abgefallen und schlapp geworden und habe eine Banane gegessen.“ Das
half, denn am Ende schoss sie mit 57 Ringen aus: „Eine Top-8 Platzierung in dem Feld ist eine schöne Leistung.“ Auch Bundestrainer Oliver Haidn attestierte Kroppen einen blitzsauberen
Auftritt: „Michelle hat ihre Nominierung bestätigt. Wir kennen Michelle, sie braucht etwas Zeit, bis sie in die Saison voll reinstartet. Sie hat eine sehr ordentliche Qualifikation
geschossen.“
Das gelang Bauer und Schwarz leider nicht. Einzel- und Mixed-Europameisterin Bauer schoss nicht so stabil wie zuletzt, hatte dafür aber auch eine plausible Erklärung: „Das Olympia-Debüt war
aufregend. Ich habe es mir oft vorgestellt und immer versucht, cool zu bleiben. Aber als ich die ersten Pfeile geschossen habe, habe ich gemerkt, dass es vom Nervositätslevel etwas anderes
ist. Es ist gut, dass ich es jetzt weiß und es nur mit der Qualifikationsrunde losgegangen ist – es war eine neue Erfahrung.“ Dabei war die Blondine mit ihren Schüssen im Prinzip auch
einverstanden, aber: „Sie wollten einfach nicht in die Mitte fliegen und gruppieren, wir versuchen herauszufinden, woran es gehakt hat.“ Das macht mit Sicherheit auch Schwarz. Die
Olympia-Dritte von Tokio und Team-Weltmeisterin startete zunächst gut in den Wettkampf, ehe sie in der vierten Passe den Rhythmus verlor und nur 47 Ringe (inklusive einer Vier) auf die
Scheibe brachte. „Es kam dieser eine schlechte Schuss, den habe ich nicht kommen sehen. Ich kann auch nicht genau sagen, was da genau war, weil es kein typischer Fehler von mir war. Dann war
natürlich der Fokus weg, und es war harte Arbeit, diesen wiederzufinden.“
Bundestrainer Haidn („Wir können insgesamt nicht zufrieden sein.“) wird mit den Co-Trainern Grit Reimann und Reinhard Kisselbach dabei helfen, dass das Trio ab Sonntag 10.39 Uhr komplett die
Leistung abruft. Dann findet der Team-Wettbewerb statt, in den der Weltmeister als Sechster startet und im Achtelfinale auf Großbritannien trifft: „Wir haben eine gute Ausgangsposition mit dem
Team auf Platz sechs, steigen am Sonntag dann in das Achtelfinale gegen Großbritannien ein. Auch Mexiko als möglicher weiterer Gegner haben wir schon mehrfach geschlagen. Trotz des nicht
optimalen Starts haben wir eine gute Position und die müssen wir einfach nutzen.“ Damit meint der Bundestrainer auch den Fakt, dass Seriensieger Korea auf der anderen „Baumseite“ ist: „Wir sind
nicht auf dem koreanischen Baum, was schon einmal gut ist. Alles ist möglich, das haben wir in Tokio gesehen, da war unsere Ausgangsposition auch nicht die allerbeste (nach der Qualifikation
Platz zehn, Anm. d. Red.) und trotzdem hat es für die Medaille gereicht“, so Kroppen, die sich auch auf das Mixed mit Florian Unruh freut: „Mixed ist megacool. Wenn ich überlege, dass ich nach
zweimal European Games und zweimal Olympische Spiele jetzt zum vierten Mal Mixed schießen darf, freut mich das immens. Es ist eine Medaillenchance mehr, aber das war nicht mein Hauptaugenmerk."
Foto: World Archery / Charline Schwarz blickt etwas skeptisch. Die Team-Weltmeisterin hatte sich in der Qualifikation mehr Ringe erhofft.
Nicht unerwähnt soll der Auftritt von Sihyeon Lim bleiben. Die Südkoreanerin verbesserte den Qualifikations-Weltrekord ihrer Landsfrau Chaeyoung Kang um zwei Ringe auf nunmehr 694 Ringe. Und das
bei ihrem Olympia-Debüt...
Die ersten DSB-Athleten sind in Frankreich und bereits fleißig am Trainieren. Glücklicherweise auch Katharina Bauer, deren Bogen zunächst nicht mitkam, am heutigen Morgen aber im Deutschen Haus
abgeliefert wurde.
Foto: World Archery / Endlich wieder vereint: Katharina Bauer und ihr Bogen beim heutigen Training in der Finalarena.
„Meine zwei Koffer sind gestern Abend kurz vor 23.00 angekommen, der Bogen stand heute Morgen im Village im Deutschen Hause – ich war natürlich sehr erleichtert und bin dann auch
pünktlich zum Training gekommen. Leider darf ich die Session von gestern nicht nachholen, so fehlt mir die halbe Stunde in der Finalarena. Ich bin dankbar, dass ich so viel Unterstützung
erfahren habe, auch dass die Presse Druck gemacht hat“, berichtet Bauer von der Wende zum Guten. Vor der Qualifikation dürfen die Athletinnen und Athleten nur zweimal 30 Minuten in dem
pompösen Stadion trainieren und sich an die Gegebenheiten, Sicht- und Windverhältnisse gewöhnen. Und diese scheinen nicht ganz einfach zu sein, wie Teamkollegin Charline Schwarz meint:
„Das Feld ist cool, es macht richtig Spaß zu schießen. Es ist ein bisschen windig, vor allem auf dem Qualifikationsfeld, aber auch im Stadion – ich hoffe, wir kommen gut damit klar.“
Ansonsten ist die Team-Weltmeisterin und Olympia-Dritte von Tokio sehr begeistert: „Ich finde das Olympische Dorf sehr schön. Die Mensa, die Athleten, die Food Station und das deutsche
Haus ist direkt an der Seine – das ist cool.“
Ebenfalls zufrieden mit dem ersten Aufschlag zeigte sich Maximilian Ulbrich. Das Gewehrteam war am 21. & 22. Juli mit dem Auto angereist: „Die Anreise lief bei uns ja mit dem Auto von
München aus mit Zwischenübernachtung nach 600 Kilometern. Das war gut, weil es sich ganz schön zog“, so Ulbrich, das weitere Prozedere beschreibt: „Gestern haben wir zunächst die Waffen
verstaut und die Akkreditierung geholt und dann das olympische Dorf bezogen. Ich bin selbst sehr zufrieden: Wir haben ein Zweierzimmer mit eigenem Bad, auch das Essen im Dorf ist sehr
gut. Es kommt von einer deutschen Cateringfirma mit qualitativ gutem Essen.“ Vier Tage vor dem Auftakt in die Wettkämpfe – Ulbrich startet mit Anna Janßem im Mixed Luftgewehr – gab es das
erste Training: „Das war sehr gut. Der Stand ist schön, lichttechnisch gibt es gute Voraussetzungen, alle werden damit gut klarkommen. Bisher sind alle zufrieden“, so Ulbrich.
Und auch Skeetschütze Sven Korte ist zufrieden. Der 34 Ibbenbürener war privat mit dem Auto angereist, um die erste Trainingsmöglichkeit auf dem olympischen Stand zu nutzen. Sein Fazit:
„Das Training verlief sehr gut, ich habe gestern Nachmittag und heute Vormittag trainiert und mehr als mir eigentlich zustand.“ Dabei zeigte er sich vor allem vom Stand angetan: „Vor
allem die Zuschauertribüne mit einer Höhe von mindestens 15 Meter ist sehr beeindruckend, und die Kameras, die überall platziert sind.“ Gegen Mittag ging es wieder zurück, das erste Fazit
des Europameisters lautet: „Trotz des Aufwandes von neun Stunden Fahrtzeit hat es sich gelohnt.“
„Rien ne va plus!“ ist ein berühmter Ausspruch beim Roulette. Zwar ist die große Weltbühne des Sports kein Glücksspiel, dennoch gilt auch zwei Tage vor der Eröffnungsfeier in Paris: Jetzt muss
alles passen. Wie sich das DSB-Team für Paris 2024 aufstellt, ist anhand der folgenden Fakten zu sehen.
Foto: Lisa Haensch / Das Bogen-Quartett Michelle Kroppen, Katharina Bauer, Charline Schwarz und Florian Unruh sind bereits einen Tag vor der Eröffnungsfeier erstmals im Einsatz.
10 Olympia-Neulinge, 6 Athleten zum zweiten Mal dabei, Christian Reitz zum 5. Mal
Altersschnitt von 27,8 Jahren: Anna Janßen ist die Jüngste (22), Christian Reitz Ältester (37)
3 Athleten gewannen bereits olympische Medaillen: Christian Reitz (Gold 2016, Bronze 2008) sowie Michelle Kroppen & Charline Schwarz (Bronze 2021)
4 Athleten sind aktuelle Weltranglisten-1.: Anna Janßen (Luftgewehr), Robin Walter (Luftpistole), Sven Korte (Skeet), Doreen Vennekamp (Sportpistole), insgesamt
rangieren 10 Athleten unter den Top Ten in der Weltrangliste.
Die Athleten Bogen: Katharina Bauer (28 Jahre, Raubling, erste Olympische Spiele), Michelle Kroppen (28 Jahre, Berlin, zweite Olympische Spiele), Charline Schwarz (23 Jahre, Feucht, zweite
Olympische Spiele), Florian Unruh (31 Jahre, Berlin, zweite Olympische Spiele) Flinte: Nadine Messerschmidt (30 Jahre, Schmalkalden, zweite Olympische Spiele), Nele Wißmer (27 Jahre, Hannover, erste Olympische Spiele), Kathrin Murche (24 Jahre, Mockritz, erste
Olympische Spiele), Sven Korte (34 Jahre, Ibbenbüren, erste Olympische Spiele) Gewehr: Anna Janßen (22 Jahre, Freising, erste Olympische Spiele), Maximilian Ulbrich (23 Jahre, Wilzhofen, erste Olympische Spiele), Lisa Müller (31 Jahre, Weingarten, erste
Olympische Spiele), Jolyn Beer (30 Jahre, Goslar, zweite Olympische Spiele) Pistole: Josefin Eder (28 Jahre, Müllrose, erste Olympische Spiele), Florian Peter (24 Jahre, Obertshausen, erste Olympische Spiele), Christian Reitz (37 Jahre, Regensburg, fünfte
Olympische Spiele), Doreen Vennekamp (29, Steinbach-Hallenberg, zweite Olympische Spiele), Robin Walter (25 Jahre, Reichenbach, erste Olympische Spiele)
Die Trainer Bogen: Oliver Haidn (Bundestrainer, 53 Jahre, Deggendorf, vierte Olympische Spiele), Dr. Grit Reimann (Co-Trainer und Psychologin, 55 Jahre, Dresden, erste Olympische Spiele), Reinhard
Kisselbach (Co-Trainer und Tuner, 69 Jahre, Dorsten, erste Olympische Spiele) Flinte: Axel Krämer (Bundestrainer Skeet, 66 Jahre, Großbreitenbach, vierte Olympische Spiele (einmal als Athlet, dreimal als Trainer), Uwe Möller (Bundestrainer Trap, 62 Jahre,
Schwarza, vierte Olympische Spiele (einmal als Athlet, dreimal als Trainer)), Jürgen Raabe (Co-Trainer Skeet, 66 Jahre, Suhl, zweite Olympische Spiele (einmal als Athlet, einmal als
Co-Trainer) Gewehr: Achim Veelmann (Bundestrainer, 61 Jahre, Brünen, zweite Olympische Spiele (einmal als Co-Trainer, einmal als Bundestrainer), Wolfram Waibel (Co-Trainer, 54 Jahre, Hohenems/AUT,
siebte Olympische Spiele (viermal als Athlet, zweimal als Cheftrainer Schweiz) Pistole: Claudia Verdicchio-Krause (Bundestrainerin, 49 Jahre, March-Holzhausen, vierte Olympische Spiele, dreimal als Athlet), Detlef Glenz (Bundestrainer, 64 Jahre, Kriftel, drei
Olympische Spiele), Thomas Zerbach (Co-Trainer, 59 Jahre, Wetzlar, erste Olympische Spiele)
Die Betreuer
Thomas Abel (DSB-Sportdirektor & Teilmannschaftsleiter Schieß- und Bogensport, 48 Jahre, Wettenberg, vierte Olympische Spiele), Michel Gomez-Krämer (DSB-Cheftrainer &
Teilmannschaftsleiter Schießsport, 52 Jahre, Mainz, erste Olympische Spiele), Dr. Stefan Nolte (Mannschaftsarzt, 63 Jahre, Lüdenscheid-Hellersen, vierte Olympische Spiele), Matthias Schneider
(Physiotherapeut, 40 Jahre, Regensburg, vierte Olympische Spiele), Dr. Rita Regös (Psychologin, 54 Jahre, München, erste Olympische Spiele)
DSB-Sportdirektor Thomas Abel sagt: „Die Betreuersituation ist so gut wie nie, die Rahmenbedingungen sind optimal!“ Nun liegt es an den Athleten, diese umzusetzen und ihre Top-Leistung beim
wichtigsten sportlichen Wettkampf abzurufen.“ Rien ne va plus.
Foto: Lisa Haensch / Maximilian Ulbrich und Anna Janßen sind die ersten DSB-Athleten, die am 27. Juli nach einer Medaille greifen.
Anreise des DSB-Teams
Abel & Gomez am 20./21.7. in Paris & Chateauroux
Bogen: 21. Juli (Flug) & 22. Juli (Flug & Zug)
Gewehr: 22. Juli (Auto)
Pistole: 23. Juli (Flug)
Trap: 25. Juli (Flug)
Skeet: 27. Juli (Flug)
Schnellfeuer: 31. Juli (Auto)
Es geht los! Charline Schwarz und Florian Unruh waren die ersten DSB-Athleten, die olympischen Boden betreten haben. Bereits am gestrigen 21. Juli landete das Duo mit Co-Trainerin Dr. Grit
Reimann in Paris und bezog dort die Wohnung im olympischen Dorf.
Foto: Lisa Haensch / Kurzfristiig ist Katharina Bauer das Lachen vergangen. Ihre Bögen sind bei ihrer Anreise nicht mit an Bord genommen worden.
Dort ziehen auch Katharina Bauer, Michelle Kroppen und Bundestrainer Oliver Haidn ein, die erst am 22. per Flug bzw. Bahn anreisen, um die erste offizielle Trainingseinheit um 20.00 Uhr
wahrzunehmen. Ob Bauer dann zum Bogen greifen kann, erscheint fraglich: „Unser Flug geht ohne Gepäck, weil niemand da ist, um es einzuladen“, postete Bauer auf ihrem Instagram-Account
sichtlich frustriert und beendete ihren Post: „Großartiger Start“, versehen mit traurigen Emojis. „Der DOSB wurde sofort informiert und hat das Gepäck als prioritär einstufen lassen, ob
es aber rechtzeitig ankommt, ist fraglich“, kommentierte DSB-Sportdirektor Thomas Abel, der in Paris als Teilmannschaftsleiter fungiert.
Auch die ersten Kugelschützen haben sich am heutigen Montag auf den Weg gemacht: Die süddeutsche Gewehrfraktion mit Anna Janßen, Maximilian Ulbrich und Lisa Müller fuhr gemeinsam mit
Bundestrainer Achim Veelmann und Co-Trainer Wolfram Waibel per Kleinbus die Strecke nach Chateauroux, um dort das olympische Dorf zu beziehen. Janßen & Ulbrich sind in Chateauroux die
ersten DSB-Athleten, die in den Kampf um die Medaillen eingreifen. Am 27. Juli steht der Mixed-Wettkampf mit dem Luftgewehr an, bei dem die Europameister vorne mitmischen wollen.
Einen Tag vorher hatte sich bereits Skeetschütze Sven Korte nach Frankreich aufgemacht, weil er die ersten Trainingsmöglichkeiten auf dem olympischen Stand nutzen wollte. Korte reist
nochmals ab und kommt am 29. Juli dann erneut nach Chateauroux.
Neben den 17 DSB-Athleten sind auch diverse Trainer und Betreuer bei den Olympischen Spielen im Einsatz, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Die sechs Bundestrainer Oliver Haidn (Bogen),
Axel Krämer (Skeet), Uwe Möller (Trap), Achim Veelmann (Gewehr), Claudia Verdicchio-Krause (Pistole) und Detlef Glenz (Schnellfeuerpistole) antworteten kurz vor Beginn der olympischen Wettkämpfe
auf fünf Fragen.
Foto: Lisa Haensch / Das Trainertrio Bogen für Paris 2024: Reinhard Kisselbach, Oliver Haidn und Dr. Grit Reimann.
Wie sahen/sehen die letzten Vorbereitungen auf die Spiele aus, was wird jetzt noch vor dem Start gemacht? Krämer: „Wir haben sehr individuell trainiert und versucht, die Lockerheit und Stimmung im Team nach den erfolgreichen Quotenplatz-Gewinnen mitzunehmen. Leider gab es ja
einige gesundheitliche Hürden –Sehnenentzündung Nadine, Bänderanriss Nele – die es galt zu überwinden, was uns aber gut gelungen ist. In Schale wurde auf Olympiascheiben trainiert und in Suhl
wurden alte, harte Laporte Scheiben aufgelegt! Wer diese kaputt macht, trifft jede Scheibe! Die Belastungsspitzen wurden gesetzt und jetzt folgt ein dosiertes Training! Sven wird das minimale
Training auf den Olympiaanlagen nutzen und unsere Damen ziehen das ruhige Heimtraining der Hektik vor!“ Glenz: „Business as usual! Wie gewohnt (dosiert) weiter trainieren!“ Veelmann: „Nach dem Weltcup München haben alle Olympioniken erstmal ein paar Tage ausgespannt. Das Training wurde mit den Heimtrainern durchgeführt. Einige nutzten die
Rangliste in Suhl (03.-06.07) als Wettkampfvorbereitung. Vom 12.-17.07. fand unsere direkte Wettkampfvorbereitung in München statt. Wir werden noch einige Aktionen außerhalb der Schießanlage
starten, um den Teamgeist zu verstärken. In der mentalen Wettkampfvorbereitung werden noch einmal die Details im Anschlagsaufbau (Statik) und in der Technik in Erinnerung gerufen. Unsere
Psychologin Dr. Gaby Bussmann wird während der Olympia-Vorbereitung mit den Sportlern sicherlich noch gute Gespräche führen.“ Haidn: „Seit dem 30. Juni waren wir für zwei Wochen im Trainingslager auf Gut Altholz, dann folgte Heim- und Stützpunkttraining. Unsere Abreise nach Paris ist am 22. Juli,
danach erfolgt Wettkampfvorbereitung, Wettkampftraining, Technik- und Athletiktraining.“ Verdicchio-Krause: „Wir werden jetzt noch ein finales Trainingslager in Suhl durchführen. Dort werden wir den Schwerpunkt auf Leistungs- und Finaltraining legen und auch
immer wieder Stresssituationen erzeugen.“ Möller: „In der Woche vom 15.-20. Juli sind wir auf dem Stand in München, der einen ähnlichen Hintergrund wie die Anlage in Chateauroux hat. Dort machen wir Serien-,
Leistungs- und Wettkampf- sowie Finaltraining.“
Wie sehr fiebert ihr dem Auftakt entgegen? Krämer: „Eigentlich sind wir bestrebt, die Spiele als normalen Wettkampf anzugehen – was aber absolut nicht möglich ist! Das gesamte Team ist motiviert, alle freuen sich auf
diesen Wettkampf! Endlich mal im Fokus stehen, ist schon ein tolles Gefühl – nur jetzt nicht abheben!“ Glenz: „Auch nicht mehr oder weniger als zu einer anderen Meisterschaft!“ Veelmann: „Natürlich fiebern wir dem Auftakt entgegen. Das große Ziel „Olympia“ ist erreicht. Aber unsere Sportlerinnen und Sportler brauchen auch ihre Ruhe, um viel Energie
für die Wettkämpfe einzulagern. Der große Medientrubel wird den Sportlerinnen und Sportlern viel Kraft abverlangen.“ Haidn: „Wir haben uns jetzt drei Jahre intensiv vorbereitet. Wir freuen uns sehr, dass es endlich los geht.“ Verdicchio-Krause: „Der Weg zu Olympia geht in der Regel über drei Jahre. Jetzt ist die Zeit gekommen, die Ernte einzufahren und sind alle heiß darauf.“ Möller: „Die Spannung steigt langsam, die Vorfreude auf dieses absolute Großereignis auch.“
Mit welchem Gefühl geht ihr in die olympischen Wettkämpfe? Krämer: „Das „Bauchkribbeln“ ist beim Trainer genauso schlimm wie beim Sportler! Alle unsere Teilnehmer haben internationale Anschlussleistungen gezeigt, die Trainingsleistungen
sind gut – also gehen wir optimistisch diese schwierige Aufgabe an! Die Finaleingangsleistungen werden wieder bei 119 Frauen und 123 Männer liegen – das wissen wir und das können wir!“ Glenz: „Optimistisch.“ Veelmann: „Die Sportlerinnen und Sportler sowie wir Trainer wollen aufmerksam in die Wettkämpfe gehen. Gefühle bringen uns Trainer nicht weiter. Wir müssen mit allen legalen
Mitteln unsere Sportlerinnen und Sportler unterstützen. Unsere Sportlerinnen und Sportler sollen lachen und mit Freude ihre Wettkämpfe bestreiten.“ Haidn: „Wir haben eine tolle Mannschaft mit viel Potenzial. Alles ist möglich.“ Verdicchio-Krause: „Wir haben uns optimal vorbereitet und wissen, was wir im Stande sind zu leisten. Somit sollte und darf jeder mit einem sehr guten Gefühl in die Wettkämpfe
gehen.“ Möller: „Zuerst mal mit Neugierde auf die Bedingungen dort vor Ort. Ist das olympische Flair dort zu spüren?“
Foto: Lisa Haensch / Wolfram Waibel (links) und Achim Veelmann sind die verantwortlichen Gewehrtrainer im DSB-Team.
Wer sind die größten Konkurrenten für eure Athleten? Krämer: „Natürlich sind es die Amerikaner, die Italiener, die Chinesen und Araber, auch die „Nordlichter“ – Schweden, Finnen und Dänen – eigentlich ein riesiges Feld!“ Glenz: „Alle anwesenden Sportler haben das Potenzial zu gewinnen, daher wird in Chateauroux die Tagesform und ein Quäntchen Glück entscheidend sein!“ Veelmann: „Hier muss ich mal philosophisch antworten. Wir sind wahrscheinlich unser größter Kontrahent. Wenn unsere Sportlerinnen und Sportler es schaffen, 60 optimale Schüsse
abzugeben, so werden sie ein gutes bis sehr gutes Ergebnis erreichen. Wir haben nur Einfluss auf unser Ergebnis. Danach schauen wir nach den Ergebnissen der Mitstreiter. Jemanden zu favorisieren,
ist bei der Leistungsdichte in der Weltspitze unmöglich.“ Haidn: „Es gibt viele gute Schützen bei den Olympischen Spielen. Die Konkurrenz ist aber egal. Wir sind in der Lage, jedes Match zu gewinnen. Es geht nur darum, unser Potenzial
unter allen Bedingungen abzurufen.“ Verdicchio-Krause: „Die Weltspitze ist nah beieinander und wir gehen mit einem sehr starken Team an den Start. Den „einen Mitbewerber“ gibt es sicher nicht.“ Möller: „Der größte Konkurrent ist der Athlet selbst. Wenn es Kathrin gelingt, ihre Technik dort unter diesen Wettkampfbedingungen konzentriert umzusetzen und ein Erregungsniveau
aufzubauen und zu halten, mit dem sie trifft, dann ist sie gut dabei.“
Wann sind die Spiele für euch ein Erfolg? Krämer: „Wenn alle gesund bleiben, wir tolle Ergebnisse abliefern, ins Finale kommen und erstmals beim Mixed auftrumpfen!“ Glenz: „Wenn die Sportler und ich nach dem letzten Schuss ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen haben!“ Veelmann: „Für mich wäre es ein Erfolg, wenn alle Sportlerinnen und Sportler aus dem Gewehrteam mit einem breiten Lächeln und tollen Ergebnissen im Gepäck nach Hause
fahren.“ Haidn: „Wenn wir am Ende des Tages mit einem Lächeln sagen können: „Das haben wir richtig gut gemacht.“ Dann passt das!“ Verdicchio-Krause: „Misst man Erfolg in Medaillen, Platzierungen oder Ringzahlen? Wenn wir an Tag X unser Leistungspotenzial voll ausschöpfen, dann dürfen wir uns am Ende des
Tages über einen Erfolg freuen.“ Möller: „Als Erfolg sehen wir ganz klar das Erreichen des Finales an. Dort werden die Karten dann neu gemischt. Für Kathrin sind es die ersten Olympischen Spiele.“
Wie in Tokio vor drei Jahren geht erneut ein deutsches Bogen-Quartett bei den Olympischen Spielen an den Start. Und wie in Japan lautet auch für Paris die Aufteilung: drei Frauen und ein Mann.
Katharina Bauer (Raubling), Michelle Kroppen (Berlin), Charline Schwarz (Feucht) und Florian Unruh (Berlin) vertreten die deutschen Farben.
Foto: Lisa Haensch / Das Bogenteam für Paris (v.l.): Florian Unruh, Katharina Bauer, Reinhard Kisselbach, Charline Schwarz, Dr. Grit Reimann, Michelle Kroppen, Oliver Haidn.
Ob es auch bei den Ergebnissen ähnlich läuft, wird sich zeigen. Damals gewannen die Bogen-Frauen in der Konstellation Michelle Kroppen, Charline Schwarz und Lisa Unruh die Bronzemedaille. Mit
Kroppen und Schwarz sind Zwei von damals erneut dabei, hinzu kommt Katharina Bauer. Und das Trio hat einiges aufzuweisen: EM-Gold 2022 in Essen sowie WM-Gold 2023 in Berlin. Ein möglicher
„Gold-Hattrick“ würde allen gefallen, doch die Konkurrenz ist immens: Natürlich die Koreanerinnen, aber auch die Chinesinnen, die Französinnen oder die Teams aus Taiwan, Mexiko oder Japan.
Fakt ist aber auch: Es ist der kürzeste Weg zu Edelmetall. Ganze zwölf Teams sind am Start, sodass drei Siege genügen, um am Ende Glänzendes zu bejubeln. „In Tokio Bronze, dann Europa- und
Weltmeister! Wir wissen, was wir können als Team und haben den Traum und das Ziel, daran anzuknüpfen. Wenn wir gut schießen, ist vieles möglich“, sagt Schwarz selbstbewusst.
Ähnlich kurz ist der Weg im Mixed mit dem Unterschied, dass sich das Duo - Florian Unruh sowie die beste deutsche Schützin in der Qualifikation - erst in einer Qualifikation unter die besten
16 Teams schießen muss. Aber auch danach genügen drei Siege für Edelmetall, und die Bilanz der vergangenen drei Jahre liest sich prächtig: EM-Silber 2022 (Unruh & Kroppen), WM-Silber 2023
(Unruh & Kroppen) und EM-Gold 2024 (Unruh & Bauer).
In den Einzel-Wettbewerben hängen die Trauben bzw. Medaillen am höchsten: Jeweils 64 Schützen sind am Start, und die Ergebnisse bei den diesjährigen Weltcups lassen das Selbstbewusstsein nicht
unbedingt in ungeahnte Höhen schießen: Platz acht (Unruh) bzw. neun (Bauer) war das höchste der Gefühle. Dass sie es aber definitiv auch im Einzel „draufhaben“, zeigen jedoch andere Ergebnisse:
Bauer wurde in Essen Europameisterin, Schwarz Sechste, Kroppen gewann bei der EM 2022 drei und bei der WM 2023 zwei Medaillen, Unruh wurde in Tokio Olympia-Fünfter und gewann die European Games
2023.
Foto: Lisa Haensch / Die Weltmeisterinnen halten zusammen und wollen auch in Paris 2024 nach einer Medaille greifen.
Das deutsche Bogenteam in Paris Katharina Bauer (Raubling / BSG Raubling): 28 Jahre, Weltranglisten-10., erste Olympia-Teilnahme Michelle Kroppen (Berlin / SV GutMuths Jena): 28 Jahre, Weltranglisten-13., zweite Olympia-Teilnahme Charline Schwarz (Feucht / BS Feucht): 23 Jahre, Weltranglisten-16., erste Olympia-Teilnahme Florian Unruh (Berlin / SSC Fockbek): 31 Jahre, Weltranglisten-10., zweite Olympia-Teilnahme
Oliver Haidn (Bundestrainer, 53 Jahre, Deggendorf, vierte Olympische Spiele)
Dr. Grit Reimann (Co-Trainer und Psychologin, 55 Jahre, Dresden, erste Olympische Spiele)
Reinhard Kisselbach (Co-Trainer und Tuner, 69 Jahre, Dorsten, erste Olympische Spiele)
Paris 2024: 342 Athleten aus 81 Nationen in Chateauroux
11.07.2024
342 Athletinnen und Athleten aus 81 Nationen werden die olympischen Schießsport-Wettbewerbe in Chateauroux bestreiten. Die größten Kontingente entsenden China und Indien mit jeweils 21 Sportlern,
das DSB-Team ist mit 13 Athleten am Start und nur im Trap der Männer nicht vertreten.
Foto: WA / Florian Unruh und der Franzose Thomas Chirault wollen bei ihren jeweils zweiten Olympischen Spielen eine tragende Rolle spielen.
Die wenigste Konkurrenz haben die Schnellfeuerschützen Florian Peter & Christian Reitz und die Skeeterinnen Nadine Messerschmidt & Nele Wißmer, am härtesten ist es für Maximilian
Ulbrich: So kann man die Zahlen der finalen Liste der Olympia-Starter in Chateauroux interpretieren, denn die Duos mit Schnellfeuerpistole bzw. Flinte müssen sich nur mit jeweils 27 Athleten
auseinandersetzen, während Ulbrich 47 Gegner im Luftgewehr-Wettbewerb hat.
Die Zahlen der Teilnehmerfelder in den zwölf Einzel-Disziplinen
Luftgewehr Männer: 48 Athleten aus 31 Nationen (mit Maximilian Ulbrich)
KK 3x20 Männer: 44 Athleten aus 30 Nationen (mit Maximilian Ulbrich)
Luftpistole Männer: 33 Athleten aus 26 Nationen (mit Robin Walter & Christian Reitz)
Schnellfeuerpistole: 29 Athleten aus 19 Nationen (mit Florian Peter & Christian Reitz)
Trap Männer: 30 Athleten aus 24 Nationen
Skeet Männer: 30 Athleten aus 25 Nationen (mit Sven Korte)
Luftgewehr Frauen: 43 Athleten aus 30 Nationen (mit Anna Janßen & Lisa Müller)
KK 3x20 Frauen: 32 Athleten aus 22 Nationen (mit Anna Janßen & Jolyn Beer)
Luftpistole Frauen: 44 Athleten aus 32 Nationen (mit Doreen Vennekamp & Josefin Eder)
Sportpistole: 40 Athleten aus 29 Nationen (mit Doreen Vennekamp & Josefin Eder)
Trap Frauen: 30 Athleten aus 20 Nationen (mit Kathrin Murche)
Skeet Frauen: 29 Athleten aus 23 Nationen (mit Nadine Messerschmidt & Nele Wißmer)
Eine besondere Geschichte ist die von Georgiens Nino Salukvadze. Die 55-jährige nimmt zum zehnten (!) Mal an Olympischen Spielen teil und stellt damit den Rekord des kanadischen Reitsportlers Ian
Millar ein. Da Millar aufgrund des Boykotts 1980 einmal passen musste, sind die zehn Teilnahmen in Serie (1988 bis 2024) von Salukvadze einmalig, die auch schon anderweitig Geschichte schrieb,
als sie in Rio 2016 als erste Mutter im selben Team antrat wir ihr damals 18-jähriger Sohn Tsotne Machavariani (ebenfalls Pistolenschütze). Bisher gewann die Pistolenschützin einen kompletten
olympischen Medaillensatz (Gold Sportpistole Seoul 1988, Silber Luftpistole Seoul 1988, Bronze Luftpistole Peking 2008).
Skeet-Schütze Vincent Hancock (USA) kann ebenfalls zu ganz Großen der olympischen Geschichte aufsteigen. Der 34-jährige Skeetschütze kann in Chateauroux nach 2008, 2012 und 2020 seine vierte
Goldmedaille in der gleichen Disziplin bei vier Olympischen Spielen gewinnen – das ist bislang nur fünf anderen Athleten gelungen, dem dänischen Segler Paul Elvstrøm, dem kubanischen Ringer
Mijain Lopez und den Amerikanern Al Oerter (Diskuswurf), Carl Lewis (Weitsprung) und Michael Phelps (200m Lagen).
Bogensportler aus 53 Nationen in Paris
128 aus 53. So lauten die Zahlen für den olympischen Bogensport-Wettbewerb. 64 Sportlerinnen und 64 Sportler aus insgesamt 53 Nationen gehen im imposanten Stadion auf den Esplanades des Invalides
an den Start. Darunter sind natürlich Katharina Bauer (Raubling), Michelle Kroppen (Berlin), Charline Schwarz (Feucht) und Florian Unruh (Berlin), aber auch einige andere „besondere“
Athleten.
So ist Baptiste Addis der jüngste Franzose – über alle Sportarten –, der an den Spielen in Paris teilnimmt. Am Tag der Eröffnungsfeier ist er 17 Jahre und 233 Tage. Noch jünger sind die Britin
Megan Havers sowie der Kolumbianer Andrés Hernandez (beide 16 Jahre), älteste Starterin ist die Polin Wioleta Myszor (41 Jahre). Das Gegenstück zu den zahlreichen Olympia-Debütanten bildet der
Japaner Furukawa Takaharu, der in Paris seine sechsten Olympischen Spiele bestreitet und seine vierte Medaille (Einzelsilber 2012, Einzel- und Team-Bronze 2021) anstrebt.
In Paris decken die DSB-Sportler vier der fünf Medaillenentscheidungen ab, lediglich im Team-Wettbewerb der Männer findet die Entscheidung ohne Deutschland statt.
Paris 2024: Verabschiedung Bauer & Empfang beim DFB
09.07.2024
Olympische Spiele sind etwas Besonderes! Davon konnten sich nunmehr Katharina Bauer (Raubling) sowie die Gewehrschützen Maximilian Ulbrich (Wilzhofen), Anna Janßen (Freising), Lisa Müller
(Weingarten) und Jolyn Beer (Goslar) überzeugen.
Foto: privat / Katharina Bauer vor einem der großen Banner, die die Gemeinde Raubling und ihr Verein für sie produziert haben.
Bauer wurde in Raubling mit einem Empfang im Rathaus verabschiedet. Nahezu „ganz“ Raubling (12.000 Einwohner) war da und überraschte die Olympia-Novizin: „Ich wusste, dass etwas geplant ist,
aber nicht in solchem Umfang. Als da so viele Leute standen, war ich sprachlos und auch stolz, dass so viele Leute hinter mir stehen.“
Der Bürgermeister hielt eine Rede, der Vereinsvorsitzende und Heimtrainer Georg Holzner sowie Mama Andrea Bauer, die ihren Stolz auf die erfolgreiche Tochter äußerte. Zwei große Banner mit
dem Schriftzug „Wir wünschen unserer Katharina Bauer bei den Olympischen Spielen in Paris Alle ins Gold“ sowie ein großer gebackener Eiffelturm mit olympischen Ringen waren weitere
Überraschungen für die Doppel-Europameisterin von Essen. „Ich habe viele Karten bekommen mit Wünschen für die nächsten Wochen. Das gibt zusätzlich Selbstvertrauen“, so Bauer, die in ihrer
kleinen Ansprache sagte: „Ich dachte, durch die Nominierung hätte sich etwas geändert. Aber ich habe gemerkt, dass ich kein besserer oder schlechterer oder anderer Mensch bin, und ihr gehört
zu meinem Leben. Und deswegen bin ich dankbar, dass ihr da seid und mein Leben bereichert.“
Ebenfalls auf einem Empfang war das Gewehr-Quartett, das sich für Paris 2024 qualifiziert hat. Der Deutsche Fußball Bund hatte alle Athletinnen und Athleten, die am gleichen Tag wie die
Fußball-Frauen auch ihre Einkleidung bekamen, ins Hyatt Regency Düsseldorf eingeladen. Und so genossen Jolyn Beer, Anna Janßen, Lisa Müller und Maximilian Ulbrich als „Hahn im Korb“ den Abend
mit u.a. Fußballerinnen, Basketballerinnen, Hockey- und Tischtennisspielerinnen: „Das war ein spannender Abend und interessant, die anderen Sportarten und Sportler kennenzulernen. Der
Schießsport würde nie mit dem Fußball zusammenkommen, wenn es nicht die Olympischen Spiele geben würde, von daher ist das eine hervorragende Möglichkeit, als Team Deutschland
zusammenzuwachsen und den Sport in all seinen Facetten zu feiern“, meinte Beer.
Para-Bogenschützin Flora Kliem Kandidatin bei "Sport-Stipendiat des Jahres 2024"
09.07.2024
Die Paralympics-Starterin im Bogensport und Grundschullehramts-Studentin Flora Kliem ist Kandidatin bei der Wahl „Sport-Stipendiat des Jahres“ 2024. Die Deutsche Bank und Sporthilfe vergeben
diese Auszeichnung für Spitzenleistungen in Sport und Studium. Fünf Sportlerinnen und Sportler stehen bis zum 25. Juli zur Wahl, die online unter www.sportstipendiat.de läuft.
Foto: Sporthilfe & Deutsche Bank / Para-Bogenschützin Flora Kliem steht zur Wahl als "Sport-Stipendiat des Jahres" 2024.
Para-Bogenschützin Flora Kliem studiert Lehramt für Grundschule. Im vergangenen August hat sie völlig überraschend einen Quotenplatz für die Paralympics in Paris geholt, drei Monate nach
einer Bein-Amputation. Derzeit steckt die 26-Jährige mitten in der Vorbereitung für die Paralympics Ende August/Anfang September. Neben Studium und Sport setzt sie sich als Vorstandsmitglied
der Selbsthilfe Köperbehinderter Göttingen e.V. für die Teilhabe aller Menschen am Sport und an der Gesellschaft ein.
Du bist gerade von einem Weltranglistenturnier zurückgekommen. Wie ist es denn gelaufen?
Durchwachsen. Die Qualifikation war sehr gut, damit bin ich richtig zufrieden. Dieses gute Gefühl versuche ich mitzunehmen nach Paris. Ich bin tatsächlich schlecht reingestartet, dann habe
ich mich aber gut gefangen und hatte am Ende ein sehr gutes Ergebnis als Fünfte nach der Quali. Das eigentliche Finale lief leider nicht so gut, aber ich weiß jetzt, an was ich noch arbeiten
muss. Im Doppel habe ich mit meiner Partnerin dann Silber geholt. Also es war von allem etwas dabei.
Wie groß ist denn die Vorfreude auf Paris?
Riesig. Sie ist sehr, sehr groß. Ich glaube, es ist eines der größten Dinge, die ich in meinem bisherigen Leben mache. Da ist man ja mit einem riesigen Team unterwegs, darauf freue ich mich vor
allem.
Foto: Sporthilfe / Para-Bogenschützin Flora Kliem wird in Paris erstmals an den Paralympischen Spielen teilnehmen.
Du hast im vergangenen August den Quotenplatz für die Paralympics geholt. Das war überragend, wenn man bedenkt, dass im Mai Dein Bein amputiert wurde. Wie hast Du das
geschafft?
Ja, keine Ahnung. Es war sehr überraschend. Ursprünglich war gar nicht geplant, dass ich so schnell wieder starte. Kurz nach der Amputation hat mir eine Freundin geschrieben, dass ich auf der
Startliste stehe. Ich habe mich gewundert und dann beim Verband nachgefragt. Der hatte mich noch vor der Amputation gemeldet und dann gefragt, ja möchtest Du denn starten? Und ich so: Ja. Dann
hieß es, okay wir probieren es einfach. Ich musste ja auch das Hilfsmittel wechseln, vom sitzenden Schießen zum stehenden Schießen. Die Qualifikation lief erst mal schlecht, dann hatte ich
irgendwie damit schon so ein bisschen abgeschlossen. Aber dann dachte ich, ach komm, Du hast ja nichts zu verlieren. Und dann war ich richtig gut und habe den Quotenplatz geholt.
Den einzigen für Deutschland im Bogenschießen. Da war die Freude bestimmt groß.
In dem Moment war mir die Tragweite noch nicht bewusst. Ich wollte einfach zeigen, was ich kann. Ich wollte diesen Platz natürlich haben, aber mir war nicht klar, wie krass schwer es war, ihn zu
bekommen. Viele Plätze waren bei der Weltmeisterschaft vergeben worden, auf der ich kurz nach der Amputation nicht war. Irgendwann wurde mir bewusst, dass es tatsächlich nur noch ganz wenige
Plätze gab und ich gerade einen davon geholt habe.
Im Studium hast Du Dich auch nicht groß zurückwerfen lassen. Ist es so, dass man als Sportlerin ähnlich engagiert Leistung bringen will und sich durchkämpft?
Ja, ich glaube schon, dass man so ein Stück Leistungssport auch im Studium wiederfindet. Das kann man nie ganz abstellen. Die Amputation kam relativ plötzlich mit zwei Wochen Vorlauf, und ich
hatte noch Leistungen offen, die ich abgeben musste. Die wurden dann erstmal nach hinten verschoben. Aber ich wollte das irgendwann auch weghaben und dachte, jetzt muss das mal weitergehen.
Deshalb bin ich ziemlich schnell wieder eingestiegen. Ich habe auch eine Vorlesung mitgemacht, ohne jemals da zu sein, weil ich ja nicht konnte. Ich habe mir die Mitschriften besorgt, und so hat
das erstaunlich gut funktioniert.
Und wie klappt jetzt die Verbindung Studium und Sport?
Als ich angefangen habe zu studieren, war ich noch nicht so extrem im Leistungssport. Ich habe zwar auch super viel trainiert, aber das ließ sich ganz gut verbinden, weil die Wettkämpfe am
Wochenende waren und das Training am Nachmittag. Jetzt ist das mehr geworden, auch Wettkämpfe unter der Woche. Da muss man einfach mit den Dozenten reden und auch Ersatzleistungen anbieten. Die
meisten sind offen, sie wollen einfach nur Leistungsnachweise haben. Ich werde auch super unterstützt vom Olympiastützpunkt, der Kontakt hatte mit der Uni und vermittelt hat, warum es wichtig
ist, mir da Möglichkeiten zu schaffen. Eigentlich gab es bisher keine Probleme. Das Schwierigste ist, wenn Abgabefristen auf Turniertermine fallen, das kann stressig werden. Aber da muss man halt
vorher gut planen mit eigenen Deadlines und in kleinen Schritten. Jetzt ist es aber nicht mehr so viel, ich bin in den letzten Zügen und in einem Jahr auch schon fertig.
Wie sehr hilft Dir denn das Deutsche Bank Sport-Stipendium der Sporthilfe?
Es ist sehr hilfreich, und ich bin sehr dankbar dafür. Ich kann es mir jetzt leisten, in diesem Semester einfach nur die Dinge zu machen, bei denen ich keine Anwesenheitspflicht habe, so kann ich
mich gut auf die Paralympics vorbereiten. Das wäre sonst halt nicht machbar, weil ich dann einen Nebenjob bräuchte, damit ich das weiter finanzieren könnte. Es ist wichtig, dass man Menschen hat,
die an einen glauben und dann auch investieren, nur dadurch ist Leistungssport in der Form möglich. Das gilt auch für meinen Verein, den ASC Göttingen, der mich seit langem auch super
unterstützt.
Und nun bist Du auch im Kreis der Kandidaten für die Wahl „Sport-Stipendiat des Jahres“. Was bedeutet das für dich?
Das kam sehr überraschend und freut mich total. Ich hoffe, dass es vielleicht für andere ein Zeichen sein kann, dass nicht immer alles glatt laufen muss, sondern dass es darauf ankommt, immer
wieder aufzustehen und weiterzumachen. Dass Dinge dazwischenkommen im Leben und man Wege finden kann und dann trotzdem seine Ziele erreicht. Ich finde es schön, dass das auch gesehen wird.
Du bist im Vorstand Selbsthilfe Körperbehinderte und engagierst Dich für Teilhabe aller Menschen am Sport und der Gesellschaft. Was ist Dein Hauptanliegen?
Mir ist es extrem wichtig, weiterzugeben, dass Menschen mit Behinderung die gleichen Rechte haben wie alle anderen Menschen auch. Dabei ist es egal, ob es eine körperliche Behinderung ist oder
eine Lernbehinderung. Ich bin manchmal schockiert von anderen Menschen mit körperlicher Behinderung, die sich teilweise über Menschen mit Lernbehinderung stellen. Und im Studium bin ich auch
schon mit anderen aneinandergeraten, weil ich Aussagen erlebt habe, die gegen Menschen mit Lernbehinderung gingen, z.B. dass die in Regelgrundschulen nichts zu suchen hätten. Das hat mich sehr
getroffen und es ist mir wichtig, klarzustellen, dass da von der Wertigkeit keine Unterschiede gemacht werden. Dafür setze ich mich ein.
(Ulrike Spitz/Sporthilfe)
Steckbrief
Flora Kliem (*30.05.1998)
Sportart: Para Bogensport
Sporthilfe-gefördert seit: 2021
Wohnort: Göttingen
Verein: ASC Göttingen
Größte Erfolge: Qualifikation für die Paralympics 2024
Studium: Grundschullehramt
Hochschule: Universität Kassel
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Die Deutsche Bank, seit 2001 Partner und seit 2008 Nationaler Förderer der Sporthilfe, unterstützt im Rahmen der Sporthilfe-Förderung rund 300 studierende Spitzenathlet:innen mit dem Deutsche
Bank Sport-Stipendium mit einer Zusatzförderung in Höhe von 300 Euro pro Monat. Die besonderen Leistungen der studierenden Athlet:innen werden mit der Wahl „Sport-Stipendiat:in des Jahres“
zusätzlich gewürdigt. Die Deutsche Bank verdoppelt dem oder der Sieger:in das monatliche Stipendium für 18 Monate auf 600 Euro. Die anderen vier Nominierten erhalten für den gleichen Zeitraum die
Hälfte des Betrags als Zusatzförderung.
Diese Athleten stehen zur Wahl: Tabea Botthof (Eishockey/Humanmedizin), Luka Herden (Leichtathletik/Humanmedizin), Flora Kliem (Para-Bogenschießen/Grundschullehramt), Nico Paufler
(Kanurennsport/Maschinenbau), Sonja Zimmermann (Hockey/Kultur und Wirtschaft französisch). Bis zum 25. Juli 2024 kann jeder unter www.sportstipendiat.de den Nachfolger von Ricarda Bauernfeind, „Tour de France Femme“-Etappensiegerin und Lehramtsstudentin, wählen. Unter allen Teilnehmern des Online-Votings
wird eine Garmin-Fitness-Smartwatch vívoactive® 5 verlost.
In knapp zwei Wochen machen sich die ersten DSB-Athleten auf den Weg zu den Olympischen Spielen in Paris 2024. Dementsprechend „heiß“ ist die Phase der letzten Vorbereitung, wie die Beispiele
Bogen, Gewehr und Pistole zeigen.
Seit dem 1. Juli sind die Bogenschützen auf Gut Altholz im schönen Bayern, um sich dort in aller Abgeschiedenheit und Ruhe auf Olympia vorzubereiten. Damit das Olympia-Quartett Katharina
Bauer, Michelle Kroppen Charline Schwarz und Florian Unruh bestmögliche Bedingungen vorfindet, haben Bundestrainer Oliver Haidn und der Betreuerstab ein Finalfeld im „Paris-Design“ so gut wie
möglich nachgebaut. Der Lehrgang dauert noch bis zum 12. Juli an und wird am 10. Juli vom offiziellen Foto-Termin des DSB unterbrochen.
Während die Bogenschützen eine interne Vorbereitung durchführen, messen sich die Schnellfeuerpistolenschützen mit internationaler Konkurrenz: Beim Schnellfeuercup in Suhl (8. bis 10. Juli)
sind natürlich die beiden DSB-Olympiastarter Florian Peter und Christian Reitz sowie die anderen deutschen Schützen am Start, aber auch die Top-Athleten aus Frankreich, Indien, Tschechien,
Polen, Großbritannien und Italien. „Fast die Hälfte des olympischen Starterfeldes ist dabei. Ich möchte eine gute Leistung meiner Männer sehen mit Finalteilnahme. Und wenn wir da sind, wollen
wir natürlich auch aufs Treppchen“, geht Bundestrainer Detlef Glenz gewohnt selbstbewusst die jeweils zwei Wettkämpfe für Männer und Junioren an.
Vom 12. bis 17. Juli kommt das deutsche Gewehrteam in München zusammen. Vor dem sportlichen Teil stehen zunächst zwei Teambuilding-Maßnahmen auf dem Programm: Zunächst begeben sich die
Olympiastarter Jolyn Beer, Anna Janßen, Lisa Müller und Maximilian Ulbrich auf Zeltdachtour im Olympiapark, am 13. Juli folgt eine Bergwanderung nach Lenggries inklusive zünftiger
Hüttenverpflegung. Ab dem 15. Juli wird es dann sportlich, wenn sich das deutsche Team auf der Olympiaschießanlage in Garching-Hochbrück mit Athleten aus Österreich, Australien, Tschechien,
Finnland und den USA in den Disziplinen Luftgewehr Einzel, Luftgewehr Mixed und Kleinkaliber Dreistellungskampf misst.
Foto: DSB / Aktuell bereitet sich das Bogen-Team mit einer selbst gebauten "Finalarena" auf Gut Altholz vor.
Paris 2024: 53 Nationen im Bogen-Wettbewerb vertreten
27.06.2024
Nach Abschluss der Qualifikationen und der Rückgabe einiger Einzelplätze steht das finale Teilnehmerfeld für die olympischen Bogensport-Wettkämpfe: 128 Sportlerinnen und Sportler aus 53 Nationen
werden in Paris um die insgesamt 15 Medaillen schießen, darunter mit Katharina Bauer (Raubling), Michelle Kroppen (Berlin), Charline Schwarz (Feucht) und Florian Unruh (Berlin, vorbehaltlich der
finalen DOSB-Nominierung) vier DSB-Athleten.
Foto: WA / Jubel bei den indischen Bogen-Teams: Beide sicherten sich über die Weltrangliste einen der zwei letzten Team-Quotenplätze für Paris.
Die großen „Gewinner“ der Team-Quotenplatzvergabe über die Weltrangliste sind die Inder: Sowohl bei den Frauen als auch den Männern ging einer der zwei letzten Plätze an die Sportler aus dem
bevölkerungsreichsten Land der Erde. Dazu langte bei den Frauen Weltranglistenplatz acht, bei den Männern rangieren die Inder auf Platz zwei. Zudem erhielten Chinas Männer (Fünfte) und
Indonesiens Frauen (Neunte) den begehrten Team-Quotenplatz, der gleichbedeutend mit drei Startplätzen in Paris ist. Die DSB-Männer hatten zuletzt in der Weltrangliste deutlich aufgeholt, es
fehlten am Ende aber 39 Punkte auf die Chinesen.
Damit gibt es sieben Nationen, die mit dem Maximum von sechs Startern in Paris an die Schießlinie gehen und somit an allen fünf Medaillenentscheidungen - Einzel Frauen, Einzel Männer, Team
Frauen, Team Männer, Mixed - teilnehmen: China, Großbritannien, Korea, Mexiko, Taiwan, Indien und natürlich Gastgeber Frankreich.
Die letzten Einzelplätze gingen an Dänemark, Israel, Rumänien (alle Frauen) und Luxemburg (Männer), die davon profitierten, dass die gewonnenen Einzelplätze von China, Indien und Indonesien
zurückkamen. Zudem rückten Sportler aus Finnland (ein Mann), Slowenien und Vietnam (je eine Frau) nach, weil die durch den Tschad, Fiji und Tonga gewonnenen Quotenplätze ebenfalls zurückgingen,
da diese nicht die Mindestwerte in der Qualifikationsphase erzielt hatten. Zuguterletzt erhielten der Bhutan, El Salvador (je ein Mann) sowie Guinea und San Marino (je eine Frau) einen Startplatz
über die „Universality“-Regel, dass der Sport so weit verbreitet werden soll wie möglich.
Foto: WA / Irans Mobina Fallah gewann beim Final Qualifier in Antalya einen Einzelplatz für Paris.
Paris 2024: Florian Unruh zur Nominierung vorgeschlagen
25.06.2024
Dieser Nominierungsvorschlag hat wohl niemanden überrascht! Bogen-Bundestrainer Oliver Haidn hat Florian Unruh (Berlin) als Starter für die Olympischen Spiele in Paris benannt und zur Nominierung
vorgeschlagen.
Foto: Eckhard Frerichs / Unser Bogen-Mann bei Olympia: Florian Unruh wurde nun von Bundestrainer Oliver Haidn zur Nominierung für Paris 2024 vorgeschlagen.
Unruh hatte 2023 für den Quotenplatz gesorgt, als er die European Games in Krakau gewann. Zudem lieferte er in den vergangenen Jahren sowie im olympischen Qualifikationszeitraum mehrere
absolute Top-Ergebnisse ab: Vize-Europameister 2022 im Einzel und Mixed (mit Michelle Kroppen), Vize-Weltmeister 2023 im Mixed (mit Michelle Kroppen), Europameister 2024 im Mixed (mit
Katharina Bauer). Zudem war er bei nahezu sämtlichen internationalen Auftritten stets bester deutscher Schütze, die interne Olympia-Qualifikation hatte er ebenso souverän gewonnen.
Zudem weist er mit seiner Teilnahme an den Olympischen Spielen in Tokio bereits Erfahrung beim wichtigsten sportlichen Top-Event auf. 2021 wurde er starker Fünfter im Einzel und schaltete
u.a. den südkoreanischen Qualifikations-1. Kim Je Deok aus.
Bundestrainer Oliver Haidn sagt: „Alle drei Herren hätten das Potenzial, sehr erfolgreich bei den Olympischen Spielen in Paris zu sein. Leider haben wir nur einen Platz, und so musste ich
eine Entscheidung treffen. Ich schlage Florian zur Nominierung vor, weil er eine große Konstanz bei hohen Ergebnissen zeigt und zudem große Erfahrung mitbringt. Ich freue mich auf die
Zeit der Vorbereitung und auf die Wettkämpfe in Paris mit ihm. Es ist ein Zeichen der Charakterstärke unserer Mannschaft, dass sich alle bestmöglich unterstützen. So wird auch Florian in
seinem Training Unterstützung finden von Moritz Wieser, Jonathan Vetter und Maximilian Weckmüller, die sich nicht qualifiziert haben.“
Unruh selbst hätte sich liebend gerne an der Seite zweier Teamkollegen gesehen, doch den Team-Quotenplatz verpasste das Trio Unruh, Moritz Wieser und Jonathan Vetter beim Final Qualifier
in Antalya/TUR im Bronzematch gegen Großbritannien hauchdünn: „Ich bin natürlich sehr froh, dass der Nominierungsvorschlag für mich ausgegangen ist. Auf der anderen Seite bin ich traurig,
weil die anderen Zwei bzw. Fünf nicht zu den Spielen kommen können. Es ist einfach sehr bitter, dass es in meinem Fall mal wieder der vierte Platz im Final Qualifier war – wie 2016. Es
ist einfach traurig, weil wir es wirklich gut gemacht haben, aber es waren ein paar Millimeter bzw. die Reihenfolge der Pfeile, dass wir es nicht geschafft haben. Also, auf der einen
Seite Freude, auf der anderen Seite, das Leid der Anderen ansehen zu müssen, ist superschade.“
Ab kommenden Sonntag, 30. Juni, geht das Olympia-Team für zwei Wochen ins Trainingslager nach Gut Altholz. Dort holen sich Katharina Bauer, Michelle Kroppen, Charline Schwarz und Florian
Unruh den letzten Feinschliff für Paris. Der erste Wettkampftag dort ist der 25. Juli mit der Qualifikation.
Die deutschen Bogensport-Männer haben es um Haaresbreite verpasst, beim Final Qualifier in Antalya/TUR den ersehnten Team-Quotenplatz für Paris 2024 zu gewinnen: Florian Unruh (Berlin), Jonathan
Vetter (Deufringen) und Moritz Wieser (Rosenheim) mussten sich im Bronzematch Großbritannien mit 3:5 (54-56, 56-56, 59-55, 55-56) geschlagen geben. Eine letzte kleine Hoffnung besteht nun noch
über die Weltrangliste.
Foto: WA / Da herrschte noch Optimismus bei Bundestrainer Oliver Haidn und Moritz Wieser.
Deutschland oder Großbritannien? Die britischen Männer hatten zuvor keinen einzigen Quotenplatz für Paris 2024 gewonnen, das deutsche Männer-Team hatte zumindest einen Startplatz durch
den European Games-Sieg von Florian Unruh sicher. Das große Ziel aus deutscher Sicht lautete jedoch, erstmals bei Olympischen Spielen mit dem Maximum von zwei Teams an den Start zu gehen
– die deutschen Frauen Katharina Bauer, Michelle Kroppen und Charline Schwarz waren eigens aus dem Trainingslager in Belek angereist, um ihre Kollegen bei diesem entscheidenden Turnier
anzufeuern.
Doch der Start in das Match missriet, weil Unruh mit seinem ersten Schuss lediglich eine Sieben erzielte. Aber das DSB-Trio steckte den wiederholten Rückstand – in allen Ko-Matches lag
man zunächst zurück – weg und teilte sich im zweiten Satz die Punkte (56-56). Der stärkste Satz gelang im dritten Durchgang, als fünf der sechs Pfeile mitten im Zentrum landeten. Somit
hieß es 3:3 und der vierte Satz musste die Entscheidung bringen: Deutschland legte vor, leider setzte Vetter seinen Pfeil in die Acht. Und da Wieser seinen zweiten Pfeil ebenfalls in die
Acht setzte und Deutschland „nur“ 55 Ringe vorlegte, hatten die Briten die große Chance – und nutzten sie: drei Neuner reichten, um mit einem Punkt mehr - neben Mexiko und Taiwan - die
Qualifikation für Olympia zu realisieren.
Zuvor hatte das Trio bravourös geschossen und gekämpft: Im Achtelfinale gegen den Iran kamen die deutschen Männer nur schwer in Schwung und lagen nach den ersten beiden Sätzen 0:4 (52-55,
54-55) zurück. Dann gelang es jedoch, endlich die Qualität abzurufen, auszugleichen (57-55, 57-54) und auch im Shootoff (29-27) das bessere Ende für sich zu haben. Im Viertelfinale gegen
die USA um Super-Star Brady Ellison gelang beim 5:3 (58-58, 56-57, 55-52, 59-56) die beste Leistung, ehe im Halbfinale gegen Taiwan beim 0:6 (54-57, 54-56, 56-59) nichts zu holen
war.
In der Qualifikation hatten sich die DSB-Männer stets im Vorderfeld aufgehalten und letztlich als Dritte mit 1998 Ringen hinter Indien (2018) und Taiwan (2008) souverän den Sprung in die
Ko-Phase geschafft.
Ganz vorbei ist der Traum von einem Männer-Team in Paris jedoch nicht. Denn über die Weltrangliste mit Stichtag 24. Juni gehen die letzten zwei Tickets an die Teams, die am besten
platziert, aber noch nicht mit einem Team-Quotenplatz versehen sind. Deutschland müsste den folgenden Weltcup in Antalya (18. bis 23. Juni) gewinnen und China nicht punkten – dann könnte
sich das Team auf den letzten Drücker doch noch für Paris 2024 qualifizieren.
Frauen-Turnier: Asien dominiert
Im Frauen-Turnier dominierten die asiatischen Teams. China, gewann vor Malaysia und Taiwan, Großbritannien wurde Vierter und ist ebenfalls in Paris dabei, weil im Frauen-Turnier vier
Team-Quotenplätze vergeben wurden. Der Grund: Olympia-Gastgeber Frankreich war bei der WM 2023 in Berlin Vize-Weltmeister geworden, und dieser Platz wurde nun im Last Qualifier vergeben.
Für die zwei letzten Plätze über die Weltrangliste haben mit Indien und Indonesien zwei weitere asiatische Länder die besten Aussichten. Kolumbien, Italien und Spanien müssen beim Weltcup
in Antalya/TUR (18. bis 23. Juni) hervorragend abschneiden, um doch noch einen der zwei Plätze über die Weltrangliste zu ergattern.
Folgende Männer-Teams sind bereits für Paris qualifiziert: Korea, Italien, Frankreich, Kolumbien, Japan, Kasachstan, Türkei, Mexiko, Taiwan, Großbritannien
Folgende Frauen-Teams sind für Paris qualifiziert: Deutschland, Mexiko, Frankreich, Korea, Niederlande, USA, China, Malaysia, Taiwan, Großbritannien
Paris 2024: Die letzte Chance für die Bogen-Männer
13.06.2024
Aus eins, mach drei! Das ist der klare Wunsch der deutschen Bogen-Männer im Hinblick auf die letzte Olympia-Qualifikation beim Final Qualifier am 14./15. Juni in Antalya/TUR. Dort werden drei
Team-Quotenplätze für Paris 2024 ausgeschossen.
Foto: WA / Am Freitag und Samstag gilt´s für Moritz Wieser, Jonathan Vetter und Florian Unruh beim Final Qualifier in Antalya.
Aktuell haben die DSB-Männer „nur“ einen Einzelplatz für die Olympischen Spiele in Paris sicher. Diesen gewann Florian Unruh durch seinen Sieg bei den European Games im vergangenen Jahr.
Unruh ist nun auch im Team gefordert und soll dieses mit Moritz Wieser und Jonathan Vetter unter die ersten Drei beim Last Qualifier in Antalya führen. Hoffnung macht der letzte Auftritt
beim Weltcup in Yecheon, als das Trio nur von den Südkoreanern geschlagen wurde und Silber gewann.
Doch die Konkurrenz um die drei Plätze ist immens, es sind noch zahlreiche Top-Nationen ohne den Team-Quotenplatz. So beispielsweise Indien (Weltranglisten-2.), Taiwan (3.), China (5.),
USA (8.), Kanada (9.), Spanien (10.) oder Mexiko (11.), die in der Weltrangliste allesamt vor dem deutschen Team als 13. liegen. Insgesamt treten 46 (!) Nationen an, dementsprechend wird
es viele enttäuschte Gesichter geben.
Sollten es die deutschen Männer beim Last Qualifier nicht schaffen, den Team-Quotenplatz zu gewinnen, bleibt noch eine minimale Chance: Denn über die Weltrangliste erhalten am 24. Juni
die zwei besten noch nicht für Paris qualifizierten Nationen einen Team-Quotenplatz. Dazu bräuchte es aber ein hervorragendes Abschneiden beim Weltcup in Antalya (18. bis 23. Juni) und
die glückliche Fügung, dass die anderen Nationen „mitspielen“.
In Paris starten jeweils zwölf Nationen bei Frauen und Männern im Team-Wettbewerb, die deutschen Frauen hatten sich mit Gold bei der Heim-WM in Berlin 2023 den Team-Quotenplatz gesichert.
Folgende Männer-Teams sind bereits für Paris qualifiziert: Korea, Italien, Frankreich, Kolumbien, Japan, Kasachstan, Türkei
Folgende Frauen-Teams sind bereits für Paris qualifiziert: Deutschland, Mexiko, Frankreich, Korea, Niederlande, USA
Paris 2024: Der Qualifikationsmodus für die DSB-Athleten
15.12.2023
Vom 25. Juli bis 11. August finden die Olympischen Spiele 2024 statt. Für die Athleten des Deutschen Schützenbundes geht es vom 25. Juli bis 5. August in Châteauroux (Schießsport) und Paris
(Bogensport) um olympische Ehren. Aktuell gibt es 13 Quotenplätze, deren Anzahl bei weiteren Wettbewerben im nächsten Jahr noch erhöht werden kann, nun steht auch der interne Qualifikationsmodus
des DSB fest.
Foto: ISSF / Doreen Vennekamp, Weltmeisterin mit der Sportpistole, wird in Paris ihre zweiten Olympischen Spiele erleben.
er DSB hat gemeinsam mit dem Deutschen Olympischen Sportbund die Qualifikationskriterien festgelegt, demnach werden alle bis Ablauf des 5. März 2024 gewonnenen Quotenplätze auf Basis der zum 15.
Dezember 2023 formulierten nationalen Qualifikation besetzt. Teilnahmeberechtigt an der nationalen Qualifikation sind nur Athleten, die entweder einen Quotenplatz gewonnen haben oder in den
quotenplatzrelevanten Wettkämpfen (EM, WM, European Games) das Finale erreicht hatten.
Bedeutet: Mit Abschluss der Druckluft-Europameisterschaft in Györ/HUN (24. Februar bis 3. März) greifen die formulierten Qualifikationskriterien, die danach gewonnenen Quotenplätze im
ISSF-Bereich - z.B. bei der KK-EM in Osijek/CRO (23. Mai bis 9. Juni) oder beim letzten Qualifikationsturnier in Rio de Janeiro/BRA (11. bis 19. April) - gehen in der Regel an die Athleten, die
den Quotenplatz gewinnen.
Frauen-Quartett bei Erbringung von Leistungsnachweis schon "durch"
Demnach sind Doreen Vennekamp (Sportpistole), Nadine Messerschmidt, Nele Wißmer (Skeet) und Kathrin Murche (Trap) bereits für Paris 2024 qualifiziert, allerdings müssen sie im Olympiajahr noch
einen Leistungsnachweis erbringen. Gelingt dieser Nachweis nicht, kann der jeweilige Bundestrainer dem Bundesausschuss Spitzensport einen anderen Athleten vorschlagen. Die offizielle Nominierung
durch den DOSB-Vorstand erfolgt im Zeitraum Mitte Mai bis Anfang Juli 2024.
„Wir wollen unseren Athleten eine aus sportfachlichen Gründen bestmögliche Vorbereitung auf Paris geben und deshalb die internen Qualifikationen so früh wie möglich beenden. Dieser klare Wunsch
wurde auch von Sportlerseite an uns herangetragen“, sagt Sportdirektor Thomas Abel.
Im Bogenbereich sieht es folgendermaßen aus: Die Gewinnerin der nationalen Ausscheidung, die gleichzeitig auch die Qualifikation für die EM in Essen (5. bis 12. Mai) ist, hat ihren Startplatz bei
den Olympischen Spielen sicher. Bei den Plätzen zwei und drei bei den Frauen kann der Bundestrainer sportfachlich begründet von der Reihenfolge abweichen und dem DSB-Bundesausschuss Spitzensport
seinen Vorschlag nennen.
Bei den Männern ist es etwas anders: Das Team, das bei der EM oder dem letzten Qualifikationsturnier in Antalya/TUR (15./16. Juni), den Team-Quotenplatz gewinnt, wird auch in dieser Besetzung zur
Nominierung vorgeschlagen. Gelingt der Sprung nach Paris über die Weltrangliste, dann nominiert der Bundestrainer aufgrund der Leistungen im gesamten Qualifikationszeitraum. Bleibt es bei dem
bisher gewonnenen Einzelplatz schlägt der Bundestrainer sportfachlich begründet einen Athleten dem Bundesausschuss Spitzensport vor.
Bei folgenden Wettkämpfen 2024 werden noch Quotenplätze vergeben
Druckluft-EM in Györ/HUN (24. Februar bis 3. März): 2 Luftgewehr Frauen, 2 Luftgewehr Männer, 2 Luftpistole Frauen, 2 Luftpistole Männer
Finales Turnier in Rio de Janeiro/BRA (11. bis 19. April): 2 Startplätze in allen Disziplinen für Frauen und Männer (Luftgewehr, Luftpistole, Dreistellungskampf, Schnellfeuerpistole
M/Sportpistole F, Trap, Skeet)
Flinten-EM in Lonato/ITA (15. bis 27. Mai): 2 Trap Frauen, 2 Trap Männer, 2 Skeet Frauen, 2 Skeet Männer
KK-EM in Osijek/CRO (23. Mai bis 9. Juni): 2 Dreistellungskampf Frauen, 2 Dreistellungskampf Männer, 2 Schnellfeuerpistole Männer, 2 Sportpistole Frauen
Weltrangliste (Stand 9. Juni 2024): 1 Startplatz in allen Disziplinen für Frauen und Männer (LG, LP, Dreistellungskampf, Schnellfeuerpistole M/Sportpistole F, Trap, Skeet)
Europäisches Turnier in Essen (3. bis 5. Mai): 1 Teamplatz Frauen, 1 Teamplatz Männer, 3 Einzelplätze Frauen, 3 Einzelplätze Männer
Finales Turnier in Antalya/TUR (15./16. Juni): 4 Teamplätze Frauen, 3 Teamplätze Männer, 1 Einzelplatz Frauen, 1 Einzelplatz Männer